Quantcast
Channel: KRITIKEN – Online Merker
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208

LAUSANNE: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR

$
0
0

Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor, Opera de Lausanne, 15. Juni 2014

 Das Stück eine Mischung aus deutschem Singspiel, italienischer Opera buffa und französischer Opera comique, ist ein sehr schönes Werk welches ausserhalb Österreich eher selten bis gar nicht anzutreffen ist. Was sehr zu bedauern ist, weil die Geschichte schön und die Musik überaus hörenswert ist.

 Nur hat man sich in Lausanne was ganz spezielles ausgedacht und hat den ersten Teil sehr stark abgeändert, bis zur Unkenntlichkeit. So stark, dass er vom Original nicht mehr wieder zu erkennen war. Falstaff bleibt im ersten und zweiten Akt ungesehen und lebt in der Phantasie der Paranoiden Frau Fluth und der hysterischen Frau Reich. Falstaff bleibt ein Schreckgespenst für beide Frauen, mal ist der Kellner oder einfach eine eingebildete Erscheinung. Beide haben ihren Falstaff, den sie mal sehen und dann wieder nicht.

 Zum Glück gibt es da den Paar-Therapeuten der sich vor allem Fluths annimmt und Frau Fluth ihren verfolgenden Dämon behandelt. Das Paar ist ja nicht krank braucht aber Hilfe, ist  seit 12 Jahren verheiratet und in einer unglücklichen Beziehung. Der ganze erste Teil dreht sich um die Beziehungsprobleme der Fluths und der Reichs. Man hätte sich hier wirklich nur die Originalfassung gewünscht und einen Falstaff der sich zeigt und sein Singspiel vom besten gibt. Wahrlich eine Entfremdung die dem Zuhörer nicht wirklich Spass machen kann. Man kann sich fragen, ob Beziehungsprobleme anregender sind als einen burlesken Falstaff, der witziges zu bieten hat und ein wahrer Künstler der Verführung ist.

 Der dritte Akt verfolgt dann die wahre Geschichte. Der Spuk ist vorbei, die Frau Fluth befreit vom Wahn und die wahre Geschichte kann sich zeigen lassen. Es entsteht ein Wiedererkennungseffekt, man ist wieder beim Original und der spassige Teil kann fortgesetzt werden.

 Erfreulich anzuhören war an dieser letzten Vorstellung das Spiel des von Frank Beermann dirigierte Orchestre de Chambre de Lausanne. Bereits die schmissig schwungvoll musizierte Ouvertüre liess aufhorchen und der Dirigent war um ein seidiges Spiel bemüht. Die Besetzung konnte dieses erfreuliche musikalische Niveau sehr gut mithalten. Die in der Höhe wunderbar lyrisch singende Valentina Farcas als Frau Fluth als auch die hervorragende Eve-Maud Hubeaux als Frau Reich mit einer profunden Tiefe, wie auch die schönstimmige Celine Mellon waren mit hervorragendem Stimmmaterial präsent und mit sängerisch und darstellersicher Persönlichkeit ausgestattet. Glänzend agierte auch Benoit Capt als Herr Reich, als Fenton, die Entdeckung des Abends, liess Attilio Glaser wunderbare Töne verströmen und mit einem überaus ansprechenden timbrierten, weitgehend sicher uns schön geführten Tenor aufhorchen.

Oliver Zwarg war als Herr Fluth stimmlich souverän und besonders die hohen Töne gelangen ausgesprochen gut. Michael Tews der wegen dem schrägen Regietheater seine Rolle nicht voll ausleben konnte überzeugte trotzdem sehr.  Er verfügte über eine gut geführte pralle agile Bassstimme.

 Der Choeur de l’Opéra de Lausanne war hervorragend präsent und gut einstudiert worden von der Chorleiterin Veronique Carrot. Leider musste der Chor die meiste Zeit vom Orchestergraben heraus agieren. Auch dies, ein weiterer fraglicher Regieeinfall!

Marcel Paolino

Diese Seite drucken


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>