Das Opernstudio der Spielzeit 2013/14 von links nach rechts © Bay.STO >
Die Damen: Elsa Benoit (Sopran) – Yulia Sokolik (Mezzosopran) – Mária Celeng (Sopran) -Rachael Wilson (Mezzosopran) – Naomi Schmidt (Klavier)
Die Herren: Rafał Pawnuk (Bassbariton) – Andrea Borghini (Bariton) – Matthew Grills (Tenor) – Joshua Stewart (Tenor) – Leonard Bernad (Bassbariton)
Zwei Jahre dauert die Zeit beim Opernstudio, gewürzt mit mehr oder weniger kleinen Auftritten auf der Nationaltheaterbühne neben den inzwischen etablierten Stars. Eine gute Lehrzeit, wie sich an den Entwicklungen der einzelnen Mitglieder gut ablesen lässt. Das Festspielkonzert bedeutet für die Zweijährigen den Abschied vom Studio, und wenn sie Glück haben, die Übernahme ins Ensemble. Die Einjährigen dürfen noch ein Jahr, ab Herbst verstärkt durch die Neudazukömmlinge. Diese werden dann beim Herbstkonzert des Studios am 22.10. vorgestellt.
Am 14.07. beeindruckte mich am stärksten der rumänische Bassist Leonard Bernad mit seinem großen, schwarzen, und doch warm getönten Bass. Der junge Mann hat nicht nur optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Samuel Ramey, auch sein Timbre hat etwas von dessen edlem Sound. Mit seiner Raimondo-Arie aus Donizettis Lucia di Lammermoor löste er große Begeisterung aus. Ein Hoffnungsträger par excellence. – Ein ebensolcher ist der Amerikaner Matthew Grills, ein schön timbrierter Belcanto-Tenor ohne jeglichen Fehl und Tadel und dazu ein Spieltalent sondergleichen. U. a. präsentierte er sich als höchst charmanter „Povero Ernesto“ in Donizettis Don Pasquale. – Seine Norina war mit der jungen Französin Elsa Benoit mit ihrem jugendlich jubelnden, lyrischen (Koloratur-) Sopran von ausgesprochen „lieblichem“ Timbre ideal vertreten. – Der italienische Bariton Andrea Borghini hat das Glück, ab der kommenden Spielzeit ins Junge Ensemble übernommen zu werden. Er, der schon als Morales und Schaunard positive Eindrücke hinterlassen hat, sang hier Malatestas „Bella sicome un angelo“. – Mit Rafał Pawnuks Buffo-Bass war der alte Don gar köstlich besetzt. Pawnuks noch entwicklungsfähiger, leichter Bass passt derzeit optimal für dieses Fach und noch dazu ist der Pole ein ganz großer Komödiant. – Seine 2 Jahre sind um, ebenso wie die der Russin Julia Sokolik, die mit gepflegtem Mezzo eine Arie aus Mozart Finta Giardiniera vortrug. – Großen Beifall ersang sich die Ungarin Mária Celeng mit ihrer Lucia-Arie, ein beinahe dramatischer Koloratursopran. – Im Duett mit Edgardo stand ihr der Amerikaner Joshua Stewart zur Seite, der in der Edgardo-Arie Unfertigkeiten zeigte. Er legte los, als wolle er demnächst Otello singen. Sein Tenor hat ein gutes unteres Fundament und eine etwas erkämpfte, nicht ganz so sichere Höhe. Dazwischen, von der oberen Mittellage bis zum Passaggio rutscht ihm die Stimme jedoch quasi in den Hals. Das klingt dann dumpf, ja „knödelig“ (sorry). Er erscheint nach dem gestrigen Eindruck am unfertigsten innerhalb der Jungsängerschar und müsste noch viel arbeiten um seine Stimme in geordnete Bahnen zu lenken. – Bleibt die Amerikanerin Rachael Wilson. Die Mezzosopranistin sahnte mit der Begeisterungsarie fürs Militär aus Offenbachs Großherzogin von Gerolstein hübsch ab. – Das gesamte zehnköpfige Team betätigte sich stimmungshebend in diversen Ensembles. – Am Klavier brillierte Naomi Schmidt, die mit diesem Konzert ihre Tätigkeit als Studio-Korrepetitorin beendet und hier noch einmal mit viel Beifall bedacht wurde.
Als Zugabe gab es – nein, nicht das Traviata-Brindisi – Engelbert Humperdincks Abendsegen aus Hänsel und Gretel in einem wunderschönen Ensemble-Arrangement, wobei Benoits frischer Sopran und Bernads dunkler Bass den oberen und unteren Rahmen bildeten. – Und als der Beifall immer noch nicht abklingen wollte, nochmal ein Stück Großherzogin…. – Schön war’s!
D. Zweipfennig