ANNA NETREBKO: TRIUMPH MIT VERDI’S GIOVANNA D’ARCO (6.8.2013)
Felsenreitschule, unmittelbar vor der Aufführung. Foto: Dr. Klaus Billand
Das Konzept ging voll auf – Anna Netrebko in Bestform in einer auch Fachleuten weitgehend unbekannten Verdi-Oper mit Musik von seltener dramatischer Intensität – dazu ein ausgezeichneter Tenor – der Italiener Francesco Meli – und außerdem noch Placido Domingo als berührender Bariton-Bühnen-Vater Giacomo. Das musste geradezu eine explosive Wirkung ergeben.
Vom Pult her geleitet wurde die konzertante Frühoper von Giuseppe Verdi vom auch in Wien bestens gekannten Paolo Carignani. Als ambitioniertes Orchester bewährte sich das Münchner Rundfunkorchester, als Chor bewies der Philharmonia Chor Wien sein hohes Niveau (Leitung Walter Zeh). Giovanna d’Arco schreit geradezu nach einer konzertanten Wiederentdeckung- Die Handlung von Temistocle Solera ist wirr und sprunghaft – pickt wahllos einzelne Szenen aus dem Leben und Sterben der Jungfrau von Orleans heraus und stellt einen historisch gar nicht belegten Konflikt zwischen Giovanna und ihrem Vater in den Mittelpunkt der Handlung. Aber die größtenteils unbekannt Verdi-Musik hat Elan, Schwung und Biss und wenn dann ein solches Super-Team wie hier in Salzburg agiert, ist der Sensations-Erfolg vorprogrammiert. Anna Netrebko in einem prächtigen Gold-Kostüm, in dem sie auch Kleopatra spielen könnte, fühlt sich in der dramatischen Rolle sichtlich wohl. Die Stimme strömt, die Mittellage ist dunkel-üppig; die Höhe gleißt und strahlt. Und wenn zuletzt Johanna nicht auf dem Scheiterhaufen stirbt sondern in einer Apotheose in den ewigen Olymp der Herzen gelangt, kennt die Begeisterung keine Grenzen. Das Publikum feiert die Netrebko, die endlich zum dramatischen Fach findet, zu Rech und mit „standing ovations“. Es bezieht aber auch den klangschönen Tenor von Francisco Meli ( Carlo VII) und die Tenor-Legende Placido Domingo voll in den Begeisterungstaumel ein. Und Placido Domingo ist tatsächlich so etwas wie eine Opern-Wunder. In seinem großen Duett mit Anna Netrebko bringt er zusätzliche Emotionen und Klangfarben ein. Hochachtung! Die utopische Nachfrage nach Karten dürfte bei den Reprisen am 10. Und 13.August jedenfalls noch zunehmen.
Peter Dusek