Schloss Kirchstetten
Wolfgang A. Mozart “DON GIOVANNI”
Premiere 2.August 2014
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Thomas Weinhappel als Giovanni und Lenka Pavlovic als Zerline
Oper hautnah !
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Zerline und Giovanni nehmen Fahrt auf!
Rund 80 Kilometer trennen das größte Opernhaus Österreichs in Wien von der, unter dem Slogan “Das kleinste Opernhaus Österreichs” antretenden winzigen Bühne im Schloss Kirchstetten. Bekannteste Vorbesitzer des Gebäudes waren die Mitglieder des Hauses Suttner, in deren Familie bekanntlich die österreichische Preisträgerin des Friedensnobelpreises, Bertha von Suttner im Jahre 1876 einheiratete. Tatsächlich gelingt es den Veranstaltern, die Besucher eines Opernabends im Maulpertsch-Saal – mehr als 180 Karten werden nicht aufgelegt und mehr hätten auch nicht Platz – mit dem Genre Oper in Tuchfühlung zu bringen, gelingt es die Intimität des freskengeschmückten Saales, die kerzenbeleuchteten Gänge und Treppen, das Mystische des alten Gemäuers als besonderen Zauber wirken zu lassen.
Ja, man hat fast das Gefühl, man wäre Gast bei der Soiree eines adeligen Gutsherrn oder eines fürstlichen Gastgebers vor 200 Jahren. Natürlich ist es nicht so, Veranstalter ist der Verein “Kultur im Schloss Kirchstetten” und bringt bereits seit 1999 diverse klassische Opern zur Aufführung.
Da sorgt also die Regie unter Csaba Némedi für Auftritte aus den Seitentüren, mitten ins Publikum und dieses bleibt immer unter Tuchfühlung mit dem Geschehen. Die schmale lange Bühne durchschneidet die Längsseite des Saales, dahinter befinden sich die einsatzfreudigen elf Mitglieder des Orchesters an der Hinterseite. Es wird also gespielt und gesungen in manchmal handgreiflicher Nähe zum Zuschauer, intensiv und packend. Da hat man das Vergnügen, die ausgezeichnete Tonproduktion einer Zerlina auch einmal unmittelbar neben sich genießen und zusammen mit den äußerlichen Attributen der Darstellerin den “Fall in Love” Giovannis verstehen zu können. Mit ihrer Leistung sang sich die junge Tschechin Lenka Pavlovic sofort in die Herzen der Zuschauer, aber auch ins Herz von Thomas Weinhappel, dem überwältigend spielfreudigen und feschen Giovanni mit dem virilen und kernigen Bariton. Beide überboten sich im Spiel der Herzen oder besser der Neigungen, die eine, um die Balance zwischen der Zuneigung zu Masetto und dem offen gezeigten Interesse am sexuellen Abenteuer nicht außer Acht zu lassen und der Andere, um seine amourösen Verstrickungen am ständigen Köcheln zu halten! Die zentralen Szenen gelangen Weinhappel ausgezeichnet: die furios dargebotene Champagnerarie mit Extraluft und die Todesszene, in der er an den Fesseln der gedemütigten Damen stirbt.
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Der falsche Leporello
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Donna Elvira mit dem falschen Giovanni
Ohne Wenn und Aber inszeniert Czaba Némedi entlang des Librettos, keine Neudeutungen werden geboten, was ja auch niemand erwartet, denn Phantasie und Spielfreude sind gefragt. Die Grundstory wird flott erzählt, die von Gianpiera Bühlmann erdachten Ausstattungen sind rar, nicht mehr als eine größere Anzahl an mannshohen Spielkarten teilen immer wieder die Bühne in Spielabschnitte und überdimensionale Spielwürfel sind die Sitzgelegenheiten, die Kostüme sind heutig.
Rodica Vica als Donna Anna und Alexandra Vogrin als Donna Elvira erheben dramatisch ihre Anklagen, sie überzeugen mit gesunden, jungen und kräftigen Stimmen wenn auch noch Unsicherheiten in der Intonation festzustellen waren.
Sein lebendiges Spiel machte Spass, seine Ausprache hingegen ist, bedingt durch sein nasales Timbre verbesserungswürdig. Leszek Solarski, der junge Pole als Leporello, der sich im Laufe des Abends immer besser einsang, hatte die Sympathien letztlich auf seiner Seite. Dobrea Gelu interessantes Bassmaterial hätte man gerne in einer größeren Rolle gehört, als es der Commentatore ist und Xavier Rivadeneira hatte für den Don Ottavio nicht mehr so recht den leichten Mozarttenor. Auch konnte er sich nicht überzeugend aus dem Fanal dieser Rolle befreien, er blieb der Kümmerer. Ein Umstand, zu dem Mozart selbst viel beitrug.
Hooman Khalatbari, der Iraner mit Ausbildung in Graz, brachte eine Wiedergabe dieser Oper aller Open zuwege, so gut, wie man es nur mit einem Orchester mit elf Mitgliedern zuwege bringt. Zu beurteilen bleibt da eher nur die Agogik, und da hatte er gute Karten. Und das Zusammenspiel mit den Sängern- und Sängerinnen funktionierte tadellos, obwohl er mit dem Rücken zur Bühne stehen mußte.
Fazit: Man kann sich wegen des Ambientes, der Spontanität und Begeisterung aller Beteiligten und der Nähe der Besucher zum Geschehen auf eine Bekanntschaft mit diesem Festival immer wieder einlassen.
In der Saison 2015 ist Gaetano Donizettis “L`Elisir d`Amore” auf dem Programm.
Peter Skorepa
Alle Fotos: MERKEROnline/Skorepa
Weitere Vorstellungen am 6.,8.,9.,14.,16. und 17.August (jeweils 20:00 Uhr)