Gotha/Konzert der Thüringen Philharmonie Gotha, Kulturhaus, am 11.09.2014
Dämonische Brillanz versus strahlende Virtuosität. EIN MUSIKALISCHES DUELL
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Dämonische Brillanz versus strahlende Virtuosität, so lautete das Motto des historisch fiktiven, aber musikalisch realem Duell zwischen Niccolo Paganini und Louis Spohr. Ausgeführt hat das Ganze der Geiger Alexej Barchevitch gemeinsam mit der Thüringen Philharmonie Gotha unter der Leitung von Juri Lebedev. Spaßhaft sollte der „König der Violine“ gekürt werden. Unter den sekundierenden Moderationen des Oberbürgermeisters Knut Kreuch und des Bürgermeisters Klaus Schmitz-Gielsdorf konnte das Publikum jeweils einen Paganini- oder Spohr-Barchevitch erleben: der Spohr mit Zopf und der Paganini natürlich mit wildem offenen Haar, mal von rechts und mal von links kommend. Bei J. Fučik, Einzug der Gladiatoren, wurde allerdings erst mal der Dirigent weggetragen und ein, als Mafia-Boss verkleideter Bürgermeister Klaus Schmitz-Gielsdorf, übernahm das Dirigieren. Die beiden Bürgermeister-Moderatoren erzählten Storys aus dem Leben der berühmten Musiker, die sie entweder mit Italienisch-Schräg-Deutsch oder Thüringer Mundart verbanden. Natürlich wurden allerlei städtische Humörchen eingeflochten, sehr zur Wonne der Zuhörer. Musikalisch sollte dieses Konzert ein Ohrenschmaus werden, denn Solo-Geiger Alexej Barchevitch zeigte sich mit seinem Spiel in Bestform. Er brillierte mit Vivaldis „Sturm“ aus den Vier Jahreszeiten. Daran schloss sich Bachs Air an. Als Paganini verkleidet spielte er die Teufelstriller Sonate von Tartini. Dabei wurde er zum Schluss modellhaft mit einem Ventilator geföhnt, was bei den anwesenden Damen zu Heiterkeit, aber vielleicht auch ein bisschen Neid, wegen dieser wellagepflegten Haarfülle, führte. Mit Wieniawskis Variationen auf ein Originalthema Opus 15 verzauberte Alexej Barchevitch noch einmal das Publikum vor der Pause.
Danach setzte Alexej Barchevitch und die Thüringen Philharmonie Gotha zum musikalischen Show down an. Zunächst mit Paganinis Caprice Nr. 24 gemeinsam mit einem Jazz Quartett gespielt, eröffnete er den Reigen virtuoser Stücke, gefolgt von Massenets Méditation. Einen wirklichen Höhepunkt bildete Paganinis La Campanella, hier waren Geiger und Orchester besonders filigran und zeigten präzis musikalisches Zusammenspiel. Abgerundet wurde mit Spohrs La Pollacka, einem vielleicht nicht so bekannten, aber dennoch sehr wirkungsvollen Stück. Noch einmal trat dann Solo-Geiger Alexej Barchevitch mit Sarasates Zigeunerweisen auf, die er virtuos umsetzte und dabei wurde er sehr emotional unterstützt von der Thüringen Philharmonie Gotha unter der Leitung von Juri Lebedev, der das Orchester zu intensiver Spielfreude führte.
Mit dem Stück von Spohr Nr. 11 aus dem Oratorium „Des Heilands letzte Stunden“ gelang noch eine große Zuschauerüberraschung, denn die ersten drei angebauten Reihen waren mit einem Chor besetzt, der sich zum Publikum wendete. Danach brachen alle Dämme und unter stehenden Ovationen wurde der „König der Violine“ gekürt, und der konnte nach zweieinhalbstündiger Virtuosität nur Alexej Barchevitch heißen.
Mit filigranem Spiel und üppigem Geigenton gewann der Virtuose an diesem Abend Herzen und Ohren des Publikums und rückte die Komponisten des Abends Paganini und Spohr in ein lebendiges modernes Licht. Nach so viel Erfolg sollte man über eine nochmalige Aufführung nachdenken.
Eine weitere Besonderheit des Abends war „der freie Eintritt“, allerdings wurden Spenden für die Europäische Lois-Spohr-Kulturgesellschaft e. V. erbeten. Dieser Verein wurde kürzlich von Alexej Barchevitch gegründet.
Thomas Janda