Dresden, Moritzburg und Umgebung: EIN BESONDERES JUBILÄUM IM WAGNER-VERDI-JUBILÄUMSJAHR: 20 JAHRE MORITZBURG FESTIVAL – 10. – 25.8.2013
Nicht nur für Wagner und Verdi ist 2013 ein Jubiläumsjahr. So „ganz nebenbei“ feiert auch das Moritzburg Festival in seiner ruhigen, unspektakulären Art sein 20jähriges Bestehen, obwohl es sich inzwischen zum bedeutendsten Kammermusikfestival Deutschlands entwickelt hat. Es hat von Jahr zu Jahr immer mehr an Ausstrahlung gewonnen, auch ohne große „Vermarktung“. Die Teilnehmer kommen aus aller Herren Länder, denn Qualität empfiehlt sich selbst.
Als 1993 drei damalige Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der Solocellist Jan Vogler, der jetzige Intendant der Dresdner Musikfestspiele und nunmehr alleinige Leiter des Moritzburg Festivals, sein Bruder und 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskappelle Dresden, Kai Vogler, und der Solocellist Peter Bruns in Moritzburg, einem idyllischen Ort, etwa 15 km nordwestlich von Dresden das Moritzburg Festival gründeten, war noch nicht abzusehen, dass dieses Festival „ganz groß herauskommen“ und sich zu einem international renommierten Kammermusik-Festival entwickeln würde. Trotzdem ist es bodenständig geblieben.
Bei Gründung des Festivals konnten nicht einmal Gagen an die renommierten Künstler gezahlt werden. Da konnte nur mit Musik, einer herrlichen Landschaft und der schöpferischen Atmosphäre geworben werden, und dennoch sind viele Künstler bis heute treu geblieben.
Jan Vogler, mit Wohnsitz in New York und Dresden möchte eine transatlantische Brücke zwischen Europa und Amerika schlagen, eine Verbindung mit neuer Qualität schaffen zwischen deutscher Musikauffassung mit Stil, Feingefühl, musikalischem Empfinden und Traditionsverbundenheit und der amerikanischen mit ihrer Technikorientierung, Virtuosität, Farbigkeit und Innovation, die auch dem amerikanischen Publikum nach Sensationslust entgegenkommt.
Moritzburg ist ein ganz besonderer Ort inmitten einer Seenlandschaft mit zahlreichen größeren und kleineren „Himmelsteichen“, mit vielen Vogelarten, einem, wie im Märchen auf einer Insel im größten Teich gelegenen, barocken Jagdschloss eines prunkliebenden Königs, vielen architektonischen Kleinoden, wie dem „Fasanenschlösschen“, dem kleinsten Königsschloss Sachsens, einem „Paradies in der Nussschale“, das auf nur 12 m² eine Rokoko-Hofhaltung en miniature beherbergt, einem „Leuchtturm“ mit „Hafenanlagen“ im Binnenland, wo im 18. Jh. Seeschlachten en miniature in Naumachie „nachgespielt“ wurden, und weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Landgestüt mit einer besonders edlen Pferderasse.
Trotz der Nähe zur Landeshauptstadt Dresden und Touristenströmen hat sich der Ort eine gewisse Beschaulichkeit bewahrt. Hier verbinden sich seit 20 Jahren jeden Sommer für etwa 2 Wochen Natur und Musik zu einer ganz besonderen Atmosphäre. Die Hörer sind den Ausführenden sehr nahe. Die Musiker sind allesamt Solisten und Könner auf ihrem Instrument, und es wird erstklassige Kammermusik in bester Qualität aufgeführt.
Traditionsgemäß wurde das Festival mit einem Familienkonzert in einer der Hallen der Elbe Flugzeugwerke Dresden eröffnet, um an einem außergewöhnlichen, aber „kompetenten“ Ort zu einer ungewöhnlichen Reise auf einen fernen (Fantasie )“Planeten“ „abzuheben“. „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, einem begeisterten Flieger, der im 2. Weltkrieg mit seinem Flugzeug verschollen ist, kam in einer kindgemäß illustrierten Lesung mit Musik und anschließendem gemeinsamem Beisammensein mit den Künstlern den großen und kleinen Zuhörern in anschaulicher Weise nahe.
Vor nunmehr 7 Jahren, 2006, wurde außerdem die Moritzburg Festival Akademie, aus der schon zahlreiche, jetzt berühmte, Musiker hervorgegangen sind, gegründet. Seitdem treffen sich alljährlich im August Musikstudenten aus aller Welt zu einer internationalen, innovativen und kreativen Musiker-„Werkstatt“, um die, in letzter Zeit etwas in den Hintergrund geratene Kammermusik zu pflegen, ihr Können zu vervollkommnen, Erfahrungen auszutauschen, von profilierten Instrumentalisten und renommierten Kammermusikspielern zu lernen und gemeinsam mit ihnen die, beim Publikum außerordentlich beliebten und begehrten, Konzerte zu gestalten.
Alljährlich bewerben sich etwa 350 junge Musikerinnen und Musiker. Mira Wang, Geigerin, Direktorin der Akademie, Gattin Jan Voglers und Mutter zweier kleiner, musikalisch begabter Töchter, wählt tagelang eingesandte Bänder und YouTube-Beiträge aus, um die besten 50 zu ermitteln. In den ersten Veranstaltungen hatten einige von ihnen dann Gelegenheit, ihr beachtliches Können zu zeigen.
Proschwitz b. Meißen/Schlosspark: „PROSCHWITZER MUSIK-PICKNICK“ – 11.8.
Es ging gesellig und ungezwungen zu in der romantischen Atmosphäre der Schlossanlage, die Prinz zur Lippe in verwahrlostem Zustand zurückerworben und in Eigeninitiative und mühevoller Kleinarbeit wieder rekonstruiert hat. Hier wirken Natur und Musik in schöner Weise zusammen und sorgen für die entsprechende Atmosphäre und Inspiration.
Die Konzertbesucher lagerten mit oder ohne Picknickkorb auf der Wiese. Zwischen einem uralten Ginkgobaum mit Vergangenheit und einem jüngeren, war die Bühne aufgebaut. Das Wetter spielte einigermaßen mit, nur der Wind spielte mit den (Noten-)Blättern der jungen Künstler und manchem von ihnen einen Streich. Alle „hingen ihre Hoffnung dran“ (nach anfänglichen, kleinen „Zwischenfällen“), dass trotzdem alles gut ging und spielten mit viel Engagement, um in sehr unterschiedlichen, internationalen Besetzungen für Streicher oder Bläser, Solo, Duo, Quartett oder Ensemble in einem sehr abwechslungsreich gestalteten Programm, ernsthafter oder unterhaltsamer Art zwischen J. Haydn, W. A. Mozart, Victor Ewald (1860-1935), Miklós Rózsa (1907-1995), C. Gounod und G. Rossini ihr Bestes zu geben und ihr bereits vorhandenes und neu erworbenes Können zu präsentieren.
Es gab viele gute und sehr gute Leistungen, von denen hier leider nicht alle erwähnt werden können. Man verzeihe mir aber eine Ausnahme. Das Saxophon steht noch immer in dem Ruf, für „klassische“ oder „E-Musik“ nicht so recht geeignet zu sein. Asya Fateyeva – vielleicht wird man sich diesen Namen merken müssen – bewies jedoch auf ihrem Instrument das Gegenteil, nicht nur mit der „Tango-Suite Nr. 3 von Ástor Piazolla (1921-1992), sondern erst recht mit J. S. Bachs „Solosuite Nr. 1“ (BWV 1007). Technisch versiert, mit musikalischem Feingefühl, feinstem Piano und entsprechender Gestaltung bewies sie ihre Extraklasse. Selbst der Wind konnte ihr nichts anhaben, denn sie spielte ohne Noten.
Dresden/Gläserne Manufaktur von Volkswagen: „FESTKONZERT“ – 11.8.
“Musik schließt den Menschen ein ganz besonderes Reich auf“ zitierte Bundesministerin Ursula von der Leyen E.T.A. Hofmann in ihrer kurzen Begrüßungsrede. Dieses Reich erschloss vor allem Midori, die kleine, zierliche Japanerin mit der großen Meisterschaft auf der Violine. Sie spielte Alban Bergs Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“, das sie versiert, mit sehr feinem, sanglichem Strich und großem Können durchsichtig bzw. durchhörbar darbot. Nur schade, dass jemand mit wenig Feingefühl und musikalischem Verständnis schon in die letzten, lange auszuhaltenden, leise verklingenden Geigentöne als Sinnbild für die entschwebende Seele des jungen Mädchens hinein applaudieren musste. Midori entschädigte die geschockten Konzertbesucher dann mit einer Zugabe, dem 2. Satz, der „Fuge“, aus der „Sonate a Moll“ für Violine solo von J. S. Bach, mit ebensolcher Meisterhaft wie das Violinkonzert gespielt, äußerst feinsinnig und melodiös – eben Midori.
Im Moritzburg Festival Orchester, das das Konzert mit Mozarts „Zauberflöten“-Ouvertüre eröffnete, fanden sich junge Musiker aus aller Welt mit unterschiedlicher Ausbildung, Technik und Klangorientierung zusammen und musizierten mit 2 gestandenen Musikern und Lehrern, einer von ihnen am 1. Pult. Die Probenzeiten sind kurz. Da kann man nicht die Perfektion eines professionellen Spitzenorchesters erwarten, aber die jungen Musiker gaben ihr Bestes unter der behutsamen Leitung des jungen amerikanischen Cellisten und Dirigenten Eric Jacobson, der mit sparsamen, eher zurückhaltenden Gesten, aber sehr guter Auffassung das relativ große Orchester zusammenhielt und eine gute Interpretation im geeigneten Tempo anstrebte.
Bei Bergs Violinkonzert, in dem Berg seine tiefen, verletzlichen Gefühle beim frühen Tod der 19jährigen Manon Gropius der „engelhaft“ zarten Solovioline anvertraut, wurden die hereinbrechenden Schicksalsschläge durch Pauke und Schlagwerk im jugendlichen Enthusiasmus so „kräftig gerührt“, das alle anderen Instrumente, einschließlich der zarten Solovioline „zugedeckt wurden“. Etwas weniger wäre da mehr gewesen.
Ähnliches gilt für den Triangel in J. Brahms‘ „Sinfonie Nr. 4 e Moll (op. 98), der mehr vordergründig “klirrte“ als besondere Akzente zu setzen. Wenn auch noch nicht alles ganz ausgeglichen sein konnte, überwogen doch im übrigen Orchester die schönen Momente und vor allem Musizierfreude und Engagement der jungen Künstler.
Ergänzt wurde das Programm durch die „Passacaglia À 4“ (op. 22) von Biagio Marini (1594-1663), eine barocke Komposition, die von dem jungen Orchester mit leichten romantischen Anklängen musiziert wurde.
Ein Gewinn war dieses Konzert nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Teilnehmer, die anschließend ihre Zertifikate in Empfang nehmen konnten.
Moritzburg/Evangelische Kirche: LANGE NACHT DER KAMMERMUSIK – 14.8.
Hier ging es nicht nur um einen, trotz der Länge in keiner Minute ermüdenden Kammermusik-„Maraton“, sondern auch um die Verleihung des, vom Förderverein gestifteten, „Akademiepreises“ für die ersten 3 Plätze. Die Wahl oblag dem Publikum in geheimer Abstimmung, das mit seinem sehr guten Besuch das von Jahr zu Jahr gestiegene Interesse an der Veranstaltung bewies.
Es gab auch hier ein sehr vielseitiges Programm von J. Haydn, R. Schumann, W. A. Mozart, G. Rossini, A. Dvorák u. a. in unterschiedlichen Kammermusikbesetzungen. Das Publikum ließ sich nicht von der Gefälligkeit der Kompositionen verführen, sondern beurteilte vor allem das technische Können der Musiker, so dass Michael Duffet, Südafrika und Joshua Peters, Kanada mit der sehr virtuosen und weniger melodischen „Sonate für 2 Violinen“ (op. 15a) von Miklós Rózsa den 1. Platz, Weronika Chodakowska, Polen (Klavier), Marine Grosjean, Frankreich (Violine), Natalie Kress, USQ (Violine) En-Chi Cheng, Taiwan (Viola) und Bente Verheul, Niederlande (Violoncello) den 2. Platz mit dem „Klavierquintett g Moll (op. 57) von Dmitri Schostakowitsch und ein Bläserensemble für die gekonnte Wiedergabe der „Petite Symphonie B Dur“ von Charles Gounod den 3. Platz belegen konnten.
Moritzburg/Evangelische Kirche: PORTRÄTKONZERT: NILS MÖNKEMEYER, VIOLA – 15.8.
Ein schöner Teil des Festivals ist die Vorstellung jeweils eines Musikers in einem halbstündigen „Porträtkonzert“ vor dem eigentlichen Konzert, wo er sein Können mit 1 oder 2 Werken präsentieren kann. Hier war es Nils Mönkemeyer, renommierter Bratschist und Hochschullehrer, der sich mit J. S. Bach und Krzysztof Penderecki (*1933) vorstellte. Mit J. S. Bachs sechssätziger „Suite Nr. 1 G Dur (BWV 1007) gab er eine mehr als überzeugende Probe seines Könnens. Obwohl Penderecki seine Sarabande „J. S. Bach in memoriam“ an der „Sarabande“ (4. Satz) von Bachs „3. Suite“ orientiert hat, spielte Mönkemeyer die „1. Suite“, die er „noch besser kann“, wie er meinte. Sie weist die gleiche Satzfolge auf, mit Ausnahme eben dieses 4. Satzes, der hier statt besagter „Sarabande“ ein „Menuett“ ist. Trotzdem schloss Mönkemeyer die „Suite Nr. 1“ attacca an Pendereckis „Sarabande“ an, um die gedankliche Verbindung zwischen beiden Kompositionen zu verdeutlichen.
Locker im Auftreten, locker im Spiel, alle Schwierigkeiten mit scheinbarer Leichtigkeit bewältigend und mit schönem, weichem, besonders warmem Ton ließ er die vielfältig verschlungenen Linien und Melodien in schöner Klarheit melodiös und sanglich ineinandergreifen.
Moritzburg/Evangelische Kirche: KONZERT DER GEGENSÄTZE – 15.8.
Für ein klassisches Konzert ziemlich ungewohnt, begannen 5 gestandene Musiker, Benjamin Schmid, Mira Wang und Mirijam Contzen, Violinen, Nils Mönkemeyer, Viola, Peter Bruns und Jan Vogler, Violoncelli und Helmut Branny, Kontrabass in unterschiedlichen Gruppierungen leicht und beschwingt mit Kammermusik von Joseph Lanner – leichte Kost, aber ernsthaft interpretiert. Der heitere Unterhaltungscharakter von „Die Romantiker“ (op. 167), „Marien-Walzer (op. 143) und „Die Werber“ (op. 103) war nicht zu leugnen, aber so klangschön gespielt, passte dieser Ausflug ins heiter-fröhliche, unbeschwerte Genre auch in die Kirche – warum auch nicht? Musik, die Lebensfreude vermitteln kann, ist göttlich, vor allem wenn sie so „göttlich“ gespielt wird.
Ganz im Gegensatz dazu standen die 1999 – 2004 von Wolfgang Rihm, dem diesjährigen Composer-in-residence, komponierten „Fetzen“ 1 – 8 für klassische Streichquartett-Besetzung mit Mirijam Contzen, Mira Wang, Benjamin Rivinius, Viola, Peter Bruns, Violoncello und zuweilen (zurückhaltendes) Akkordeon (Theodore Anzellotti), ernste musikalische Gedankenfragmente in vielen Variationen. Es ist hochenergetische Musik mit einem eigenen Klang, immer gerade an „drohenden“ Harmonien vorbei. Es sind ziemlich große bzw. lange „Fetzen“, manche von ihnen ausgefranst, „Inseln“, die einander nicht berühren und doch irgendwie zusammengehören, farbige, einfallsreiche Teile einer großen Idee.
Johannes Brahms stand einst wie „Herkules am Scheidewege“ und entschied sich für die klassische Klarheit. Seine Musik ist eine herbe Schönheit, die keine Harmonien scheut. Naturgemäß betonte das reine Männer-Quintett (Zufall oder Absicht?) mit Benjamin Schmid, Kai Vogler, Violinen, Nils Mönkemeyer, Viola, Peter Bruns, Violoncello und Antii Siirala am Klavier – alle Meister ihres Instrumentes – mehr die herbe Seite des „Klavierquintetts f Moll“ (op. 34). Obwohl manch zarte Schönheit der Details weniger zur Geltung kam, war es doch eine sehr beeindruckende, ansprechende und vor allem temperamentvolle Wiedergabe mit Virtuosität und Klangfülle, bei der die lyrische Seite durch Leidenschaft ersetzt wurde.
Dresden/Frauenkirche: 200 JAHRE WAGNER – 20 JAHRE MORITZBURG FESTIVAL – 17.8.
Auch das Moritzburg Festival konnte am Wagner-Jubiläum nicht vorübergehen. Mit dem „Siegfried-Idyll“ erwiesen Daniel Ottensamer, Klarinette, Benjamin Schmid und Mirijam Contzen, Violinen, Benjamin Rivinius, Viola, Christian Poltéra, Violoncello und Helmut Branny, Kontrabass sowie 6 Teilnehmer der Festival Akademie an Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Trompete dem Meister ihre Reverenz.
In Kammerorchester-Besetzung, so wie sie etwa Wagner 1870 im Treppenhaus zu Tribschen für seine Cosima anlässlich ihres 33. Geburtstag aufführen ließ, und nicht zu schnell, so dass jede Stimme ausmusizieren konnte und gut durchhörbar zu verfolgen war, entfalteten die Musiker eine Klangfülle – fast einen Klangrausch – in idyllisch-verklärten Klangfarben. Es gab sehr schöne Triller der 1. Violine als allgemeine Vogelstimmen der Naturschilderung wie zur Einstimmung für die später sehr eindrucksvoll, klangschön und sauber von 2 Hörnern geblasene Stimme des Waldvogels, und es gab sehr schöne Passagen bei den Bläsern. Es war ein Genuss zuzuhören. Diese Aufführung gab eine neue, schöne, sehr intensive Sicht auf das Werk frei, „beleuchtete“ manches Detail im Sinne des „Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelsang und Orange-Sonnenaufgang…“ und ließ letztendlich damit auch manches an der Oper, die man zu kennen meint, noch intensiver entdecken.
Auf diesen „Ohrenschmaus“ mit seinen idyllisch-verklärten Klangfarben in Erinnerung an die Geburt von Wagners Sohn, dem Beginn eines neuen Lebens, folgte Franz Schuberts Schwanengesang am Ende eines leider recht jungen Lebens (Schubert wurde nur 31 Jahre alt), sein „Streichquintett C Dur“ (D 956), das er 2 Monate vor seinem Tod komponierte und dessen Aufführung er nicht mehr erlebte.
In der ungewöhnlichen Besetzung mit 2 Violinen (Contzen, Schmid), Viola (Rivinius) und 2 Violoncelli (Poltéra und Jan Vogler) wurde in zunächst angemessenem Tempo vor allem sehr klangschön musiziert, umso unverständlicher, das gegen Ende des letzten Satzes plötzlich das Tempo so angezogen wurde, dass Schuberts Musik und wer intensiv hören wollte kaum „Schritt halten konnte“, was allerdings den Effekt und damit die Applaus-Bereitschaft steigerte, was hier aber gar nicht nötig gewesen wäre, denn das Publikum applaudierte bereits nach jedem Satz – Begeisterung oder Unkenntnis? Auf alle Fäll störte es den guten Gesamteindruck, den das Konzert sonst hinterließ.
In Anbetracht der noch folgenden Konzerte und Veranstaltungen, vorwiegend im kleinen, aber feinen Monströsensaal des Schlosses Moritzburg mit einer sehr begrenzten Platzkapazität, in Schloss Proschwitz und im Palais im Großen Garten zu Dresden, könnte man dieses Konzert, das zweifellos auch ein Höhepunkt war – aber vermutlich nicht der einzige – besser als „Halbzeit“ oder „Bergfest“ bezeichnen, denn Höhepunkte wird es bis 25.8. noch viele geben.
Ingrid Gerk