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Fotos: Heiner Wesemann
WIEN / Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien:
DER PERFEKTE HAUSHALT AUS PAPIER
Bürgerlicher Alltag zur Zeit Mozarts
Vom 24. September 2014 bis zum 11. Jänner 2015
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Es war einmal….
Im Jahre 1780 schenkte der Juwelier Johann Georg Walther, Stadtrat in seiner damals überaus wohlhabenden Stadt Augsburg, seiner schon 26jährigen Tochter Regina Barbara Walther ein Klebealbum, das das Haus der Familie (bekannte Adresse: D 285 am Annaplatz) auf überdurchschnittlich großen Buchseiten von 44 x 56 cm darstellte. Mit der Präsentation dieser ausgesprochenen Rarität ermöglicht das Hofmobiliendepot in einer reizvollen Ausstellung Einblick in die (wohlhabenden) Lebenswelten der Mozart-Zeit – Mozarts Vater Leopold war ja bekanntlich in Augsburg geboren worden.
Von Heiner Wesemann
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Klebealben – die praktische Alternative Man kennt Puppenhäuser aller Art, hoch kompliziert und detailfreudig gebaut und ausgestattet. Dass der biedermeierliche „Bilderbogen“ im Barock im „Klebealbum“ seinen Vorläufer hatte, war weniger bekannt. In diesen individuell gestalteten Büchern konnten erst die Räume eingezeichnet und dann mit vorgedruckten, auszuschneidenden Elementen – Möbel, Menschen, andere Versatzstücke – beklebt werden. Man konnte sich seine eigene Welt frei gestalten, auch mit echten Vorhangstoffen oder Tapeten. So erwuchsen en miniature die Kostbarkeiten unter den kundigen Händen der liebevollen Gestalter, die sicher ebenso oft oder öfter Erwachsene waren als Kinder.
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Die gerettete Rarität Im Barock waren diese Klebealben als großbürgerliche Spielerei stark vertreten, aber nur ganz wenige sind erhalten. Man weiß von vier Büchern dieser Art, und das „Augsburger Klebealbum“ ist eine Kostbarkeit der besonderen Art, die wie durch ein Wunder überlebte. Es wurde zwar in die USA verkauft, dort in Einzelstücke zerlegt, aber es konnte nach Europa zurückgeführt werden, 19 der 24 Seiten sind im Original erhalten, die letzten fünf kennt man zumindest aus Abbildungen.
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Zwei- und dreidimensional Das Hofmobiliendepot kann nun die vorhandenen Originale großformatig an der Wand zeigen und hat tief in seine Bestände gegriffen, um die zweidimensionalen Bilder durch rund 160 dreidimensionale Originale aufzuputzen, Möbel, Geschirr, Bilder, Alltagsgegenstände aus der Epoche. Der wahre Reiz aber besteht in der Betrachtung der Bilder – wie großzügig und hübsch möbliert man doch wohlhabend wohnte, wie reichlich eine Großbürgerküche mit Geschirr und Utensilien ausgestattet war, wie farbenprächtig die Vorhänge, Tapeten, Kleidungsstücke.
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Mehr als Nostalgie Man könnte sich in ein „Es war einmal“ versenken, tatsächlich aber liefert die Ausstellung nicht weniger als historische Einsichten in eine Welt, die wir mit jener Mozarts gleichsetzen können. Tatsächlich wird in einem der Räume auch heftig musiziert – mit Spinett im Zentrum, Lautenspieler und Geiger rundum, und ein interessiertes Publikum wurde auch „eingeklebt“. Und doch wirkt alles nie als Stückwerk, sondern als lebendiges Ganzes.
Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien:
Der perfekte Haushalt aus Papier. Bürgerlicher Alltag zur Zeit Mozarts
Bis 11. Jänner 2015, täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr