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MÄNNERHORT

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FilmPlakat Männerhort~1

Ab 3. Oktober 2014 in den österreichischen Kinos
MÄNNERHORT
Regie: Franziska Meyer Price
Mit: Elyas M’Barek, Christoph Maria Herbst, Detlev Buck, Serkan Çetinkaya, Cosma Shiva Hagen, Lisa Potthoff u.a.

Wie lange haben Zeitungsartikel, Romane und Filme das Lied von den „armen Frauen“ gesungen? War ja nur eine Frage der Zeit – und es passiert hier auch nicht zum ersten Mal –, dass die Männer zurückschlagen. Also, „die armen Männer“! Wie gut, dass sie Humor haben. Solcherart ist der „Männerhort“ zwar ein arg grob gestricktes, aber als solches amüsantes, gelegentlich sogar witziges Kinovergnügen geworden.

Die armen Männer! Was sind sie anderes als Sklaven ihrer Frauen, und selbst der schwule Flugkapitän hat ein anhängliches Gegenüber zuhause, das sich an Lästigkeit mit jeder Ehefrau messen lässt, ob sie nun an „Shopperitis“ leidet oder schlechtweg an Hochmut. Männer sind hilflose Sklaven, dem weiblichen Geschlecht untertan, ihrerseits am Rande des Nervenzusammenbruchs, denn sie müssen Rechnungen zahlen, die Damen herumchauffieren, ihre sinnlosen Verkäufe zurück tragen und überhaupt…

Männerhort 2 x

Es war der deutsche Autor isländischer Herkunft, Kristof Magnusson, der sich das nun verfilmte Theaterstück über die Zuflucht der Männer in einen „frauenfreien“ Raum ausgedacht hat. Dieser befindet sich in einer der riesigen Heizungskelleranlagen einer Neubausiedlung in Frankfurt und wurde von drei Herren nach allen Regeln des Klischees ausgebaut: Riesiger Fernsehapparat, vordringlich für Sportsendungen, bequemes Sofa davor, Kühlschrank mit grenzenlosen Biervorräten, im übrigen Junk-Food. Den Gattinnen jeglichen Geschlechts erklärt man, man sei auf Dienstreise (Helmut, der schwule und eigentlich schon entlassene Flugkapitän, der sich nicht traut, seinem Liebsten, der doch die Uniform so mag, die Wahrheit zu sagen); man muss arbeiten (Eroll, der vor den dauernden Nachstellungen seiner  Frau flieht und der im übrigen ausflippt, weil jeder ihn für einen Türken hält, wo er doch Deutscher ist und nichts dafür kann, dass er „so“ aussieht); oder man ist dringlich unterwegs (Lars, der sexsüchtige, dauernd am Porno-Telefon hängende Vertreter für mobile Klos). Ach, wie schön ist Panama… vielmehr der Männerhort im Heizungskeller. Mann, o Mann, ist das gemütlich!

Abgesehen davon, dass die als totale Zicken gezeichneten Weiber jede Menge Zoff machen, gibt’s aber bald andere Probleme, als ein echter Türke auftaucht: Aykut hat den Job als Oberaufseher für „unten“ ganz neu bekommen und will ihn wirklich nicht für die drei Penner riskieren. Also – raus! Katastrophe! Bis auch Aykut so unter seiner deutschen Gattin (nicht so süß, wie sie aussieht) leidet, dass er dem Club am liebsten beitreten möchte…

Was es dann noch an Verwirrungen und Tralala gibt, bis das allgemeine Happyend fast alle Paare wieder glücklich zusammen führt, das ist mäßig einfallsreich. Dass der Film von Regisseurin Franziska Meyer Price dennoch so gut funktioniert, liegt an einer Besetzung, die auf einer Wellenlänge segelt, wenn auch ihre Stärke darin besteht, sich aus lauter unverwechselbaren Individuen zusammen zu setzen.

Elyas M’Barek (ja, wieder der aus „Fack Ju Göhte“) ist ohnedies der Wunsch-Türke aller Deutschen, ja, so sollen sie sein, so frech, so charmant, so gut aussehend, letztlich so Deutsch (abgesehen davon, dass weder der Darsteller Türke ist noch einen Türken spielt…) – sein Drive ist jedenfalls sagenhaft.

Christoph Maria Herbst wiederum, der schrill-verschrobene Komödiant, macht’s mit seiner Eigentümlichkeit, wobei er fast einen Hauch von Tragik durchschimmern lässt und zeigt, dass auch Sexsucht eine Krankheit ist, an der man schwer trägt, wenn man sie noch so sehr unter Macho-Gehabe verstecken möchte.

Detlev Buck wiederum bietet als der schwule Flugkapitän, der sich schwer tut, sich zu „outen“ (wie sympathisch, wie unzeitgemäß, wie gestrig), eine zauberhafte Studie des Seelenvollen, der sich natürlich auch recht „männlich“ geben will: Sind schon seltsame Spielchen, die die Herren der Schöpfung da treiben.

Schließlich gibt ja auch der echte Türke (witzig: Serkan Çetinkaya) nicht zu, dass er alles andere als der Herr im Haus und Unterdrücker einer devoten Kopftuchdame, sondern eigentlich ein Pantoffelheld erster Ordnung ist…

Da zerbrechen sich die Frauen weniger den Kopf – Cosma Shiva Hagen stürmt mit unendlichen Liebesforderungen und Lisa Potthoff mit Hochmuts-Schlechter-Laune los, und irgendwie versteht man schon, dass die Männer die Flucht ergreifen…

Als Kinopublikum jedoch bleibt man gemütlich sitzen und amüsiert sich nicht ohne Bosheit über die Nöte der anderen.

Renate Wagner  

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