Opernrarität im „Merker“-Kunstsalon: „Aleko“ von Sergej Rachmaninoff (Vorstellung: 29. 9. 2014)
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Schlussapplaus: Anna Ryan, Eva Maria Santana, Russi Nikoff, Davide Galassi, Apostol Milenko. Foto: Hertha Haider
Am 29. September überraschte der „Merker“-Kunstsalon in Wien-Döbling sein Stammpublikum wieder mit einer echten Opernrarität, die in Österreich meines Wissens noch nie aufgeführt wurde: „Aleko“ von Sergej Rachmaninoff (1873 – 1943). Der Inhalt des einaktigen Dramas, dessen Libretto Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko nach Puschkins Die Zigeuner verfasste: In einem russischen Zigeunerlager erzählt ein alter Zigeuner beim Lagerfeuer von der Untreue seiner Frau. Aleko, der sein früheres Leben aus Liebe zu der jungen Zigeunerin Semfira aufgegeben hat und den Zigeunern gefolgt ist, wirft dem Alten entrüstet vor, sich nicht gerächt zu haben. Dessen Tochter Semfira hat bereits einen neuen Liebhaber und antwortet Aleko auf verletzende Weise. – Als Aleko bei Gesang und Tanz über sein bisheriges Leben grübelt, bemerkt er, dass Semfira einen jungen Zigeuner zum Liebhaber hat. Er überrascht die beiden und tötet Semfira. Die vom Lärm aufgeschreckten Zigeuner jagen Aleko davon, sie wollen keinen Mörder in ihren Reihen haben.
Das Werk, das 1893 in Moskau uraufgeführt wurde, fand als „Oper am Klavier“ statt, wobei der ukrainische Pianist Pavel Kachnov mit leidenschaftlichem Spiel aufwartete, was das Sängerensemble zu beflügeln schien. Wie so oft war die armenische Sopranistin Anna Ryan der „Star“ des Abends. Mit ihrer kräftigen und strahlenden Stimme war sie eine ideale Besetzung für die Zigeunerin Semfira. Ihr ebenbürtig waren der bulgarische Bass Apostol Milenkov als alter und der italienische Tenor Davide Galassi als junger Zigeuner, die mit ihren Stimmen den beiden Männern Seele einzuhauchen verstanden. Die Mexikanerin Eva Maria Santana lieh ihre dunkel gefärbte Mezzosopran-Stimme der alten Zigeunerin. Schade, dass der bulgarische Bariton Russi Nikoff in der Titelrolle zu stark outrierte und damit in der Höhe ein wenig zu grell klang. Vielleicht wollte er zu viel…
Das Publikum war von der musikalischen Qualität des Abends sehr angetan und dankte allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus, in den sich auch Bravorufe mischten. Ein Kompliment Elena Habermann, der „Seele“ des Merker-Kunstsalons, die immer wieder mit hörenswerten Opernraritäten aufwartet und dabei stets für ein solides Sängerensemble sorgt.
Udo Pacolt