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DRESDEN/ Semperoper: ARABELLA

Dresden / Semperoper: RICHARD-STRAUSS-TAGE: „ARABELLA“ – 7. und 10.11.2014

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Anja Harteros, Daniela Fally, Statist, Thomas Hampson. Foto: Matthias Creutziger

“Arabellissima” möchte man sagen angesichts der Glanzleistung von Anja Harteros als Arabella bei den Richard-Strauss-Tagen in Dresden. Christian Thielemann hat es geschafft, dass sie ihr Arabella-Debüt in Dresden gab (und nun doch nicht in München) – und welch ein Debüt! Sie war einfach unvergleichlich. Unterstrichen durch ihre ausgesprochen schöne optische Erscheinung als wirklich junge, schöne Arabella war jeder Auftritt, jede Szene mit ihr ein Ereignis. Nicht nur, dass sie alle Hürden dieser Partie mühelos und ohne irgendwelche sicht- bzw. hörbare Anstrengung schaffte, sie war mit ihrem Gesang, ihrer Erscheinung und ihrer Ausstrahlung einfach die Inkarnation einer Arabella.

 Ihr zur Seite stand ein ebenbürtiger Mandryka, Thomas Hampson in einer seiner Paraderollen, gesangsstark und als elegante Erscheinung, aber er spielte auch die bäuerlichen „Anflüge“ perfekt und mit dem ihm eigenen Humor.

Als Zdenka überraschte die ebenfalls fantastische Hanna-Elisabeth Müller (man kann es nicht anders sagen). Mit überwältigend schöner, ausdrucksvoller Stimme und perfekter Technik stand sie Anja Harteros nicht nach. Als die beiden Schwestern Arabella und Zdenka waren sie zwei Gegenpole wie Anfang und Ende des Alphabets, in dem berühmten Duett „Aber der Richtige – wenn’s einen gibt für mich auf dieser Welt“ verbanden sich ihre beiden Stimmen aber „ wie ein Herz und eine Seele als „himmlisch schöner“, homogener Klangrausch, der unmittelbar an eine (zum Glück erhaltene) Aufnahme aus den legendären Zeiten der Dresdner Oper erinnerte.

Daniela Fally präsentierte sich als ganz zur Rolle passende Fiakermilli mit ihren hellen und gekonnten Koloraturen, ein bisschen virtuos, ein bisschen frech und vor allem sehr weiblich. Daniel Behle als Mattheo und Albert Dohmen als Graf Waldner verkörperten ihre Rollen mehr zurückgenommen, konnten aber durchaus überzeugen. Bei Gabriele Schnaut musste man sich mehr auf ihr Spiel als Gräfin Adelaide konzentrieren, als auf ihre Stimme, und die Grafen Elemer (Benjamin Bruns), Dominik (Derek Welton) und Lamoral (Steven Humes) blieben mehr im Hintergrund, erfüllten aber ihre Aufgaben, wobei man nicht vergessen sollte, dass bei Strauss auch die Nebenrollen sehr hohe Anforderungen an die Sänger stellen.

 Sehr gut fungierte auch der Sächsische Staatsopernchor in der Einstudierung von Wolfram Tetzner als Pendant zu den Solisten.

 Getragen von der äußerst einfühlsamen Orchesterbegleitung der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Christian Thielemann wurden die Sänger von der Musik getragen. Mit ihrem geschmeidigen, schillernden Klang, der Selbstverständlichkeit der Klangfarben in feinster Nuancierung und ihrer schnellen Reaktionsfähigkeit, auf die Sänger einzugehen, bestätigte die Kapelle erneut ihren exponierten Platz als Strauss-Orchester und Thielemann seine Position als hervorragender Strauss-Interpret, der jeweils die gesamte Aufführung im Blick hatte und unmerklich, aber dennoch spürbar die Fäden in der Hand hielt.

 In der an herkömmlichen Vorbildern orientierten Bühne (Inszenierung: Florentine Klepper, Bühnenbild: Martina Segma) mit optisch sehr ansprechendem, farblich dezent und gut abgestimmtem Interieur in, sich je nach Handlung auf der Drehbühne verschiebenden, Räumen (wie eine große Puppenstube) fand der Klangrausch seine Entsprechung. Einige Zugeständnisse an moderne Regie-Elemente, wie Erinnerungen und Visionen der Hauptprotagonisten, dargestellt als „stehendes Bild“, z. B. wie Arabella als Kind Angst vor der (Riesen-)Bärin, von der Mandryka erzählte, gehabt haben könnte, oder vielfältige Erscheinungsformen der Arabella im gleichen blauen Ballkleid als leichtfertiges Wesen, das die Männer „am Zügel hält“ usw. in Mandrykas Fantasie beim Ball und Zdenka im schrägen Zimmer, zu dem sie Mattheo den Schlüssel übergeben und damit viel Verwirrung gestiftet hat, bleiben glücklicherweise im Hintergrund. Die Kostüme im „zeitlosen“ Stil der gedachten Zeit von Anna Sofie Tuma reichen vom exquisiten Ballkleid der Arabella bis zur wenig gelungenen „Uniform“ des Mattheo, der ohnehin wenig Haltung zeigt vielleicht aus Liebeskummer, aber in diesem Falle waren ohnehin die Gesangsleistungen der Hauptfaktor.

 ngeachtet solcher Kleinigkeiten waren diese beiden einzigen Aufführungen im Vorfeld der kommenden Salzburger Osterfestspiele endlich wieder einmal große Oper, wie man sie sich in Dresden öfter wünscht und die an die legendären Glanzzeiten des Hauses erinnerten, herausragende Ereignisse nicht nur im Spielplan der Saison.

 Ingrid Gerk

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