HILARY HAHN mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg – Philharmonie 19.11.14
In MünchenMusiks Reihe „Große Orchester“ war am 19.11. Luxembourgs Spitzenorchester zu Gast in München im Rahmen seiner 8-Städte-Tour. Als Dirigent hatte das Ensemble einen jener jungen Blitzkarriere machenden „Baby-Dirigenten“ mitgebracht, den 27-jährigen Amerikaner Joshua Weilerstein. Vater, Mutter, Schwester, alle sind Musiker. Joshua war zunächst als Violinist erfolgreich. Inzwischen darf der junge Mann, der erst 2011 seine Studien beendet hatte, bereits bei zahllosen Spitzenorchestern der Welt ans Pult.
Diese Erstbegegnung hinterließ einen zwiespältigen Eindruck. Wie sagten Maazel und Gergiev sinngemäß übereinstimmend: Wir sind Profis und müssen in jedem Raum spielen können, wir müssen uns bei jedem neuen Saal mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen und das Beste dabei herausholen. Das gelang Weilerstein nicht. In diesem Saal, wo ein ff ohnehin leicht schmerzhaft werden kann, ließ er, speziell bei Gershwins abschließendem „Amerikaner in Paris“, dermaßen gnadenlos „reinhauen“, dass jegliche Klangtransparenz in diesen Phonbereichen verloren ging (von der erw. Schmerzhaftigkeit ganz abgesehen). Bei Ravels “Ma Mère L’Oye” (Mutter Gans) ergeben sich derartige Lautstärkepegel nicht. So konnten hier und auch in den Nicht-Fortebereichen des „Amerikaners“ die einzelnen Instrumentalsolisten wie –gruppen ihre künstlerischen Fähigkeiten bestens demonstrieren. Stellvertretend seien der Konzertmeister mit seinen butterweichen Soli, sowie der brillante Erste Trompeter (Amerikaner i. P.) erwähnt.
Hauptgrund für den Besuch dieses Konzertes dürfte für viele allerdings Hilary Hahns Auftritt mit Beethovens Violinkonzert (D-Dur op. 61) gewesen sein. Nach 4-monatiger Verletzungspause, wie ich facebook entnehmen konnte, ist sie nunmehr mit den Luxemburgern auf Tour. Im Verhältnis zum weiteren Konzertprogramm, hätte ich mir gut ein anderes Violinkonzert vorstellen können. Hahn selbst hat da schon viele interessante Alternativen eingespielt. Auch hier konnte mich Weilerstein wenig überzeugen. Bis auf die wiegenden, tänzerischen Sequenzen klang mir sein Beethoven recht trocken und legatoarm. Hilary Hahn spielte natürlich mit großer technischer Souveränität, glänzte mit hochvirtuosen Kadenzen im 1. und 3. Satz. Dass mir die ganze Angelegenheit irgendwie zu techniklastig und emotionsarm erschien, mag mein eigenes Problem sein, oder am noch nicht ausgereiften Dirigat gelegen haben.
Nichtdestotrotz klatschte das Publikum nach dem „Amerikaner“ so lange, dass sich der Dirigent zu einer Zugabe entschloss. Seltsamerweise hatte das Team keine Zugabe parat, und spielte deshalb nocheinmal den halben „Amerikaner in Paris“ ….
DZ
Hilary is back on tour! (https://twitter.com/violincase)
- Am 16.3.15 ist Hilary Hahn im Münchner Herkulessaal zusammen mit dem Pianisten Cory Smythe zu erleben.
- Wen Vergleiche locken: Am 14.1.15 spielt Patricia Kopatschinskaja das Beethoven-Konzert in der Philharmonie.
Einzelfotos > hahn-o’leary–weilerstein-flickr.com