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NEW YORK/ WIEN/ Die Met im Kino: IL BARBIERE DI SIVIGLIA

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22.11.2014   MET/Kino   “Il Barbiere di Siviglia”

Met Figaro Leonard Szene 2 xx
Maurizio Muraro, Isabel Leonard. Foto: Metopera

Die MET hat in dieser Spielzeit offenbar mehr Glück mit komischen Opern als mit ernsten Dramen. Nach dem köstlichen “Figaro” war auch der “Vorläufer” ein voller Erfolg. Bartlett Sher, der Allerweltsregisseur an der MET, hat gemeinsam mit dem Bühnenbildner Michael Yeargan und der Kostümbildnerin Catherine Zuber eine sehr ordentliche Produktion auf die Bühne gestellt. Mit der erweiterten Spielfläche (ein schmaler Steg rund um den Orchestergraben) hat man der Handlung mehr Lebendigkeit verschafft, als es die übliche Häuserwand mit Türen und Balkon allein bieten kann. Die Charaktere sind klar gezeichnet und wirken nie trocken oderverstaubt.

Wenn nun auch ein gutes Ensemble, das bestens harmoniert, die Szene beherrscht, kann der Erfolg nicht ausbleiben. Ein Glücksfall ist Isabel Leonard als Rosina. Sie strahlte jugendliche Frische und Witz aus und sang ihre Partie mit glockenreiner Stimme. Nach langer Zeit ein Mezzo, der an Wirkung lyrischen Sopranen um nichts nachstand. Ihr zur Seite war mit Lawrence Brownlee ein sympathischer, routinierter Almaviva am Werk. Mit sicherer Höhe und angenehmem Spiel gehört er sicher zu der schmalen Riege der guten Belcanto-Tenöre. Das leichte Vibrato in der Mittellage konnte seine Leistung nicht wirklich schmälern. Maurizio Muraro sang den Bartolo, was an Stimme nicht mehr da war, überspielte er mit viel komödiantischem Geschick. Christopher Maltman war in der Titelrolle gut besetzt, temperamentvoll und beherzt spielte er das Faktotum, gesanglich stand er etwas im Schatten großer Rollenvorgänger, da hätte man sich eine kernigere, kräftige Stimme gewünscht. Das Wiedersehen mit Paata Burchuladze als Basilio brachte keine ungetrübte Freude. Manche Phrase erinnerte an seine besten Zeiten vor ein paar Jahren. Durch eine leichte Indisposition gehandicapt, aber auch durch mangelnde Kraft und Sicherheit geriet seine große Arie zur Zitterpartie.
Am Pult stand mit Michele Mariotti ein Kenner des italienischen Fachs. Sehr umsichtig und mit viel Temperament leitete er das ausgezeichnete Orchester unbeirrt durch die Akteure, die dem Dirigentenpult diesmal näher kamen als im Normalfall.

Johannes Marksteiner

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