Wien/ Volksoper: WENN MUSICAL-TRÄUME WAHR WERDEN: DER ZAUBERER VON OZ (Premiere 6.12.2014)
Copyright: Barbara Palffy/ Volksoper
Die Wiener Volksoper bleibt weiterhin auf Erfolgskurs. Und sie liefert alle Ingredienzien für das „Erfolgsrezept“ mit. Also: man nehme. Erstens ein Kinderbuch mit Kult-Status, das vom US-Autor Lyman Frank Baum schon um 1900 geschrieben wurde. Handlung: Klein-Dorothy zieht aus, um mit einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen eine bessere Welt „hinter dem Regenbogen“ zu suchen. Eine Welt, in der der Himmel immer blau ist und alle Träume wahr werde. Zweitens:1939 lässt man einen Hollywood-Film mit der 16jährigen Judy Garland drehen. Und für „ somewhere over the rainbow“ bekommen Harold Arlen und Edgar Y. Harburg ein Jahr später den Filmmusik-Oscar, der Song wird zum Ohrwurm und von zahllosen Interpreten wie Barbara Streisand zum Sinnbild von Sehnsucht und Utopie hoch-stilisiert. Drittens – man benötigt eine Bühnen-Version. Sie entsteht durch John Kane 1987 in London und wird vom britischen Regisseur der Wiener Volksopern-Produktion Henry Mason nochmals adaptiert. Ach ja – Viertens. Man benötigt eine bunte, märchenhafte Produktion, eine exzellente Besetzung und ein Publikum, das sich den Träumen der Kinder ohne Einschränkungen hingibt. All das ist in der Volksoper vorhanden. Henry Mason, der Regisseur wurde zwar 1974 in London geboren, seine Theater-Karriere fand aber in Dortmund, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien statt. Der Zauberer von Oz hat Witz und Schwung – nur manchmal wird der Text zu sehr „zelebriert“. Insgesamt dennoch: das große Lob!
Für Ausstattung und Kostüme zeichnet Jan Meier verantwortlich. Farbenpracht und Stilvielfalt dominieren. Ein üppiges Mohn-Feld und die blaugrüne Smaragd-Stadt haften besonders im Gedächtnis. Am Pult eines 50köpfigen „Musical“ -Orchesters der Wiener Volksoper steht der junge – in Salzburg geborene- Lorenz C. Aichner. Großartig auch die Chöre - insbesondere der Kinder- und Jugendchor der Volksoper (Leitung Thomas Böttcher, Lucio Golino, Brigitte Lahr)).Witzig die Choreographie von Francesc Abos. Und ideal die Besetzung: Johanna Arrouas ist eine wunderbare, seelenvolle Dorothy. Ihr „rainbow“-Traum ist berühren und schlicht. Der Gesamteinsatz eindrucksvoll! Ideal auch die Begleiter: Peter Lesiak als liebenswert – dümmliche Vogelscheuche, Oliver Liebl als tollpatschiger Blechmann und Martin Bermoser als furchtsamer Löwe. Dazu kommt der sympathische „stumme“ Hundeführer Daniel Jeroma. Wolfgang Gratschmaier gefällt als Onkel Henry bzw. als Wächter der Smaragdstadt. Robert Meyer genießt offenbar das Pathos des „Zauberers von Oz“ und als Gegensatz-Paar „gute und böse Hexe“ beeindrucken Regula Rosin und Christian Graf.
Der Jubel war groß und ehrlich. Und die Volksoper hat einen Hit mehr zu bieten. Und ein Erfolgsrezept dafür, wie Musical-Träume wahr werden können!
Peter Dusek