WIENER STAATSOPER – 8. 12. 2014: “LA TRAVIATA”
Violetta stirbt an Schwindsucht, das Publikum begleitete sie dabei mit hustender Unterstützung.
Saimir Pirgu, Ermonela Jaho. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Saimir Pirgu als Alfredo ist ein ganz großer Gewinn in dieser Produktion. Er ist eigentlich der erste, der tatsächlich voll überzeugte, zumindest mich. Die Stimme wurde breiter und metallischer, verlor aber dennoch nicht die Geschmeidigkeit und auch die Piani kommen nach wie vor faszinierend. Bei dem großen Ausbruch im dritten Akt konnte er sein Können ganz ausspielen und zeigen, was er so drauf hat. Es wäre sehr schön, ihn auf lange Zeit an das Haus zu binden. Eine große Talentprobe gab Vitaliy Bilyy als Germont pere. Eine starke, durchschlagskräftige Stimme, zwar kein Kavaliersbariton , aber eindrucksvoll und auch voll Emotion in der Gestaltung. Größte Emotionen kamen auch von Ermonela Jaho als Violetta. Ausdrucksstark ist ihre Gestaltung der Rolle absolut. Die Stimme hat in den Pianophrasen und auch bei den Koloraturen die besten Momente. Bei starken Fortestellen und auch in der tieferen Mittellage stellt sich doch ein stärkeres Vibrato ein.
Ilseyar Khayrullova zeigte als Flora eine schöne Tiefe und eine tolle Tanzeinlage. Carlos Osuna, der sehr schön den Gaston sang, sollte man so eine Chance wünschen, wie sie sein Kollege in der Cenerentola hatte. Nach dem großen Abend als Fürst Chowansky weiß man, was für eine Luxusbesetzung Dan Paul Dumitrescu als Dr. Grenvil ist. Donna Ellen betreute wie immer liebevoll und treu ihre Herrin Violetta. Die Herren David Pershall, Hans Peter Kammerer, Dritan Luca, Hiro Ijichi und Roman Lauder ergänzten sehr ordentlich als Baron Douphal, Marchese d Óbigny, Giuseppe, Commissionaro und Diener.
Am Pult sorgte sehr schwungvoll und mit viel Liebe zum Detail Myung-Whun Chung. Ein ausgezeichneter Sängerbegleiter, der viel Rücksicht nimmt und nie versucht, ein Tempo aufzuzwingen. Ein Lob auch dem Bühnenorchester unter Witolf Werner.
Sehr gut klang wieder der Chor unter Thomas Lang. Animiert spielte die Körperschaft sicher nicht, so eine Inszenierung macht auch wenig Freude zur Mitwirkung.
Elena Habermann