Ab 19. Dezember 2014 in den österreichischen Kinos
SERENA
USA / 2014
Regie: Susanne Bier
Mit: Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Rhys Ifans, Toby Jones u.a.
Wenn Filme Frauennamen tragen und dann auch noch in einem historischen Milieu spielen, dann lauert im Hintergrund die Gefahr des blubbernden Pathos. Genau das passiert bei „Serena“, wobei der Roman von Ron Rash, wenn man amerikanischen Kritiken glauben darf, die gleicherweise kraftvolle und hintergründige Geschichte einer dämonischen Frau und einer schlimmen Epoche ist. Im Film hat die dänische Regisseurin Susanne Bier daraus die Tränendrüsen-Geschichte einer schönen, tragischen Mondänen gemacht, die kein Kind bekommen kann und folglich überschnappt…
Vieles an „Serena“ hat schon vom Ambiente her filmischen Reiz: Wenn man in den späten zwanziger Jahren in den USA ist, lässt eine flimmernde Gatsby-Welt grüßen, denn der Held der Geschichte, George Pemberton, ist nicht arm und holt sich seine Gattin aus der noblen Welt von Boston. Wenn er mit Serena in die Berge von North Carolina fährt, wo riesige Wälder enormen Reichtum im Holzhandel versprechen, findet man sich im Milieu der (erfolgreichen und eleganten) Pioniere, für die viele einfache Männer arbeiten… und Serena wechselt Kleidchen gegen Hose und Bluse, auch sehr kleidsam, um zu zeigen, dass sie auch etwas vom Geschäft versteht…
Dass der Gatte, bevor er sie heiratete, im Camp ein unbedeutendes junges Mädchen geschwängert hat, das nun seinen Sohn herumträgt, gewinnt erst Bedeutung, als Serena, die alles will, selbst eine Fehlgeburt erleidet, mit dem Verdikt, nie wieder Kinder bekommen zu können. Dass es hochdramatisch wird – Serena hat es auf das Kind der anderen mörderisch abgesehen, ihr Mann hat schon zuvor seinen Mitarbeiter getötet, der wohl illoyal war -, geht auf die literarische Vorlage zurück. Wie bombastisch die Sache ausgeführt wird, das ist weniger Kino als „Kintopp“.
Wahrscheinlich hätte das mit einer anderen Regisseurin (oder einem Regisseur) und einer entsprechenden Hauptdarstellerin sogar ein packender Film über einen „larger than life“-Charakter werden können. Aber die permanent überschätzte, wenn auch titelseiten-populäre und rätselhafterweise „Oscar“-preisgekrönte Jennifer Lawrence ist, die „Tribute von Panem“ zeigen es, ein Kassenstar erster Ordnung. Also musste (wollte) sie sich in die blond-ondulierte Zwanziger-Jahre-Schönheit verwandeln, ohne auch nur annähernd der Aufgabe gewachsen zu sein, deren flirrendes, klirrendes Innenleben zu gestalten. Sie kann nur künstlich weinen und künstlich tragisch vor sich hinsehen, aber nicht eine Sekunde wirklich eine vitale, aber dabei gänzlich unstabile Frau glaubhaft machen (man muss nicht gerade von Vivien Leigh als Scarlett O’Hara reden, aber irgendwie in diese Richtung müsste es von der Figur her gehen). Diese fade Blonde trägt Serenas Schicksal nicht.
Angeblich hat Jennifer Lawrence als Partner Bradley Cooper vorgeschlagen, mit dem sie gemeinsam in ihrem „Oscar“-Film „Silver Linings“ spielte (sie bekam die Statuette, er war nur nominiert). Und Cooper ist die Idealverkörperung des äußerlich so starken, positiven, strahlenden Geschäftsmannes, der durchaus zu dunklen Machenschaften fähig ist – aber weit eher bei seinem Gewissen zu packen als die Gattin. Sein Selbstmord, indem er sich von einem Bären auf der Jagd töten lässt, hat wenigstens wirklich Stil, während der Rest des Films in einem triefenden Tohuwabohu endet.
Nebenbei hat Autor Ron Rash auch eine rücksichtslose Parabel des Brutalo-Kapitalismus geschrieben, wo Ausbeutung der Natur ohne Rücksicht auf Verluste betrieben wird. Ein paar Nebenfiguren – vor allem der zwar etwas schemenhaft dämonische, aber eben doch sehr starke Rhys Ifans – machen klar, dass man bei diesem „Spiel“ auch über Leichen ging. Aber eigentlich soll man, so wie die Regisseurin es dargestellt hat, nur mit der ach so armen, auch so verwirrten Serena weinen. Und das lohnt sich nicht.
Renate Wagner