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Wiener Staatsoper “TOSCA” 8.September 2013

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Anghela Gheorghiu und Marcelo Alvarez

Anghela Gheorghiu und Marcelo Alvarez “Quale occhio al mondo”

Wiener Staatsoper
Giacomo Puccini “TOSCA”
8.September 2013
564. Aufführung

 Adina auf der Engelsburg

Keine Frage, Angela Gheorghiu hat schon einen guten Riecher dafür, mit welcher Attitüde sie aufzutreten hat, wie sie die Stilisierung zu einem Gesamtkunstwerk schaffen möchte wie einst Lady Hamilton oder Sophie Schröder, zufällig alles Zeitgenössinnen der Kunstfigur Tosca. Zu den Äußerlichkeiten einer perfekt zur jeweiligen Opernfigur passenden Kostümauswahl kommt ihre attraktive Erscheinung, ihr Spiel auf der Bühne, ein Spiel zwischen zartem und fröhlichem Eingehen auf den verliebten Partner einerseits und schier ohnmächtiger Verzweiflung im Kampf gegen den politischen Machtapparat andererseits. “Vissi d´arte, vissi d´amore” scheint ihr unglaublich ehrliches Bekenntnis zur Beschreibung einer Gefühlswelt zu sein, jener der gestrigen Titelfigur genauso, wie wahrscheinlich auch jener der eigenen. Den Schritt zu einer echten Diva der Opernbühne aber, den sie gerne durch entsprechende Anleihen aus dem Outfit einer berühmten griechischen Opernsängerin aus den Fünfzigern symbolisieren möchte – siehe ihre entsprechenden CD-Coverbilder -  den wird sie so nicht schaffen. Dazu ist ihre gesangliche Leistung – bei allem Respekt vor der lyrischen Auslotung der Partie und vor dem klanglichen Reiz der Phrasierung – gestern Abend zu unbedeutend erschienen, die Stimme trägt zu wenig im Piano und verliert an Qualität im Forte. Vielleicht insgesamt ein hartes Verdikt, aber wer sich gerne als Opern-Diva sieht, sollte auch seinen entsprechenden stimmlichen Anteil dazu beisteuern können. Ein gelungenes Messer-C alleine macht noch keine Tosca. Adina auf der Engelsburg, meinte ein Besucher.
Marcello Álvarez ist in den letzten Jahren mit einigem Erfolg im lyrisch-dramatischen Fach gelandet. Er schöpft  aus dem vollen Wohlklang, drosselt aber auch seinen klangreichen Tenor ein, um etwa die dolci mani seiner Partnerin ganz beseelt zu besingen oder den heraufdämmernden Morgen gemeinsam mit dem Sopran zu begrüßen, ein Morgen, von dem er sichtlich ahnt, dass er seinen Tod bringen wird, wäre es doch die erste Begnadigung Scarpias gewesen.

Auch Marco Armiliato war von der allgemeinen Zurücknahme der Lautstärke “angesteckt” und dirigierte für die Sänger die Philharmoniker mit subtilem Einsatz , mußte allerdings einiges an drängender Dramatik zu Gunsten der Sängerbegleitung opfern. Insgesamt jedoch war dieser Schritt in Richtung subtilerer gesanglicher Wiedergabe ohne  Brüllorgien zu begrüßen, noch dazu mit Darstellern, die den italienischen Text deutlich artikulierten .

"La Corona, lo stemma" Zeljiko Lucic auf Spurensuche

“Il suo stemma” Zeljiko Lucic auf Spurensuche

Zeljiko Lucic zeigte als Baron Scarpia schon durch finstere Miene, dass sein Tagewerk aus Ränkeschmieden besteht. Sein Spiel ist nicht sonderlich ausgeprägt, er wirkt verschlagen. Dass er sich die Zuneigung einer Frau auf billige Art erpressen muß, das sieht man ihm an. Die Durchschlagskraft seines lyrisch gefärbten Baritons hat in den Klangmassen des Tedeums allerdings Schwierigkeiten, was ihn von den vielen anderen Kollegen seines Faches nicht unterscheidet, umso wirkungsvoller setzt er seine Zielstrebigkeit stimmlich ein, um an sein Opfer heranzukommen.

Janusz Monarcha ist der gejagte Cesare Angelotti, ausgehungert und daher naturgemäß geschwächt. Da ist der Mesner von Alfred Sramek stimmlich schon ein ganz anderes Kaliber, obwohl er schon fast vierzig Jahre im Dienste römischer Gefängnisbehörden und seit mehr als zwanzig Jahren in Kirchendiensten steht.  Benedikt Kobel ist ein unterwürfiger Spoletta, sein scharfer Charakertenor passt bestens zu dieser Figur.

Diesmal war der Andrang zu den Stehplätzen (immer der Gradmesser für das Publikumsinteresse) geringer als sonst, der Schlussapplaus lag mit rund sechs Minuten nur im Durchschnitt.

 

Peter Skorepa
MERKEROnline
Bilder: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

 

 

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