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WIEN/ Staatsoper: RIGOLETTO – 3. Vorstellung der Premierenserie

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Erin MORLEY und Paolo RUMETZ Foto:Michael Pöhn

Erin MORLEY und Paolo RUMETZ       Foto: Michael Pöhn/Wr.Staatsoper

 

WIENER STAATSOPER: 27.12.2014 – „RIGOLETTO“

 

Wie sich Pierre Audi und Simon Keenlyside den Schluss vorgestellt haben, bleibt auch nach der dritten Aufführung ein Geheimnis, da auch diesmal Paolo Rumetz in der Titelpartie zu sehen war und dieser sich nicht auf eine Konzeption a la Wozzeck einließ. (Der Vergleich mit Wozzeck hinkt ja ohnedies wie Rigoletto selbst. Ebenso könnte man ihn mit Kurwenal vergleichen, der für seinen Herren eine sehr beleidigende Antwort gibt.) Rumetz hatte an diesem Abend wohl selbst mit einer leichten Indisposition zu kämpfen, konnte diese aber unter Kontrolle halten. Er verfügt über einen robusten, sicher geführten Bariton und bewältigt auch die langen Phrasen des A veglia donna ohne Atemprobleme. Auf artistische Einlagen wartet man bei ihm verständlicherweise vergebens, ebenso wie er dem Publikum seinen nackten Oberkörper mit Rückenperücke glücklicherweise vorenthält. Jedenfalls kommt der Sänger im seriösen Fach viel besser zur Geltung als in den komischen Partien, die er zu Beginn seines Engagements sang.

Seine im Wolkenkuckucksheim lebende Tochter ist Erin Morley, die im ersten und dritten Akt mit einer klaren, silbrigen Stimme überzeugen kann. Das Tutte le feste im zweiten Akt liegt ihr zu tief, hier wird die Stimme sehr stark forciert. Der Herzog von Piotr Beczala gibt szenisch den Verführer, aber leider musikalisch den Vergewaltiger. Statt eines federnd leichten Gesanges bietet er (zu) viel Kraft und hemmungslos präsentierte Spitzentöne. Warum Ryan Speedo Green als Premierenbesetzung des Sparafucile ausersehen wurde, kann er nicht vermitteln. Ein braver Sänger, der sich aber sehr hölzern auf der Bühne bewegt und nur mit einigen tiefen Tönen punkten kann. Da Sparafucile seine Honorare offenbar hauptsächlich in seine sehr vornehme Kleidung steckt, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich seine Behausung aus verschiedenem Treibgut selbst zu basteln. In diesem stilisierten Totenkopf haust er mit seiner Schwester Maddalena, der Elena Maximova ihre schönen Beine, aber eine wenig sinnliche Stimme leiht. Mächtig flucht der Monterone von Sorin Coliban und wird dafür schließlich auf offener Bühne gemeuchelt. Szenisch stark aufgewertet wird die Partie des Ceprano, der von Marcus Pelz gesungen wird. Er ist ja der Rädelsführer bei der Entführung Gildas, wurde aber von Verdi mit nur wenigen Sätzen bedacht. Seine Gattin ist Lydia Rathkolb, die ihre Partie ebenso erfüllt wie Donna Ellen als Giovanna. Mihail Dogotari und James Kryshak als Wortführer der Hofschranzen bleiben blass, Hila Fahima als Page fast unhörbar.

Am Pult stand an diesem Abend Guillermo Garcia Calvo, der eine solide Leistung bot. Der Herrenchor hatte meist auf den verschmutzten Stiegen des Palastes herumzulungern, waren aber musikalisch höchst präsent, während sich die Damen des Chores über den freien Abend freuten.

Wolfgang Habermann

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