Basel: Stadtcasino – Sinfonieorchester Basel – Julian Rachlin (Violine) – Fumiaki Miura (Viola) – Michal Nesterowicz (Leitung) – 07. 01.2015
Ostwärts
Zu einem anspruchsvollen Konzertabend lädt das Sinfonieorchester Basel (SOB) zu Beginn des neuen Jahres. Eröffnet wird mit Witold Luoslawskis „Mala suita“ (1950), deren feine Solo Piccolo-Passage ganz zu Beginn die Basler daran erinnert, dass die Fasnacht vor der Türe steht. Im dritten Satz dieser kurzen Suite fallen die klangschönen Holzbläser, welche wunderbar differenziert vom Orchester begleitet werden, auf. Ein frischer gelungener Auftakt! Michal Nesterowicz, welcher das SOB an diesem Abend leitet, setzt auf zuverlässige, exakte Einsätze und transparenten Klang. Dies macht dem Zuhörer Krzystof Pendereckis Concerto doppio für Violine, Viola und Orchester aus dem Jahr 2012, das hier zur Schweizer Erstaufführung gelangt, leichter zugänglich. Mit wahrem Vergnügen und grosser Neugier taucht man ein in Pendereckis faszinierende Klangwelten. Julian Rachlin (Violine) und der 21jährige Fumiaki Miura (Viola) sind die Idealbesetzung für dieses Konzert. Kraftvoll, leidenschaftlich, sensibel und virtuos bestreiten die beiden Musiker in den mitreissenden musikalischen Dialog und dies mit absoluter technischer Souveränität. Dabei behalten beide ihre eigene musikalische Persönlichkeit. Erneut führt Maestro Nesterowicz klar und eindeutig durch das Werk und gibt bestimmt durch, wie er es gerne hätt. Er lässt sämtliche Instrumentengruppen „zu Wort“ kommen und sorgt so für ein heterogenes Gesamtklangwerk, dessen Faszination man sich einfach nicht entziehen kann.
Nach der Pause erklingt Sergei Prokofjews Sinfonie Nr. 5 B-Dur, op. 100 (1944). Man gewinnt den Eindruck, das sei eine von Michal Nesterowicz leichteren Übungen – denn der Maestro dirigiert diese Riesenkiste auswendig. Er bleibt dabei genau wie im ersten Teil des Abends gradlinig, klar und bestimmt. Er lässt das Orchester jede musikalische Nuance und Stimmung auskosten. Eine Meisterleistung! Das SOB seinerseits begeistert mit strahlendem Blech, präzisem Schlagwerk. Den Violinen gelingen im dritten Satz die Höhen besonders fein phrasiert. Ein rauschendes Finale schliesst eine grossartige Aufführung dieser Sinfonie ab – lang anhaltender mit vielen Bravo-Rufen gespickter Applaus dankt dem SOB und den Künstlern für einen (erneut) hochkarätigen Konzertabend.
Michael Hug