Ab 5. Februar 2015 in den österreichischen Kinos
BLACKHAT
USA / 2015
Regie: Michael Mann
Mit: Chris Hemsworth, Leehom Wang, Wei Tang, Viola Davis u.a.
Eigentlich kann man sich nur wundern, dass noch nicht eingetreten ist, was Filme – und es sind gar keine Sci-Fi-Streifen! – beharrlich so ahnungsvoll beschwören: Dass unsere Welt, die längst nur noch an Computerkabeln hängt, einfach zusammenbricht, weil geschickte Hacker (man nennt sich auch “Blackhats”) alles nicht nur außer Kraft setzen, sondern auch vernichten können.
Immer wieder befindet man sich in diesem Film optisch in irgendwelchen Schächten, fährt irrsinnig schnell an Netzwerken entlang, macht wilde Wendungen – und ganz, ganz schnell stellt sich heraus, dass man sich solcherart im Inneren von Festplatten und all den Dingen befindet, die man sich ohnedies nicht vorstellen kann.
Wenn die seltsame Art von Waffenstillstand, die zwischen der globalen Welt und den Cyber-Verbrechern doch noch hält, einmal zu Ende ist… man möchte es lieber nicht denken…
In diesem Fall kommt es am Beginn zu einem Gau in einem chinesischen Atomkraftwerk. Und der superschlaue chinesische Polizist Chen (Leehom Wang) weiß genau, dass das von einem der Besten verursacht wurde – und nur der Beste ihn bekämpfen kann. Der sitzt leider wegen Betrugs in einem amerikanischen Gefängnis – aber da müssen sogar die Behörden (zähneknirschend, dann hilfreich: Viola Davis) nachgeben. Nur Nick Hathaway in Gestalt von Chris Hemsworth kann seinem alten Freund Chen helfen. Und da dieser „Thor“ (der in dem Niki-Lauda-Film auch so sympathisch James Hunt verkörpert hat) einer der feschesten Kerle der gegenwärtigen Leinwand ist, verdient er auch entsprechendes Girl: Chens Schwester (Wei Tang zählt zu den Schönheiten der chinesischen Leinwand), die nicht nur Love Interest, sondern praktischerweise auch Computer-Genie ist und gelegentlich ihre Reize einsetzen darf, um in feindliches Territorium vorzudringen.
Zu dritt setzen sie sich nun auf die Spuren des Mannes, der er Cyber-Verbrechen nach dem anderen begeht (Schauplätze des Films sind ebenso die USA wie Ostasien, am Ende Jakarta u und dort ein verwirrendes Riesenfest ), hinter denen herzuhetzen ist. Interessantes Detail: Da man im Netz alles finden kann, greifen die Verbrecher (wie es bekanntlich auch Al-Kaida tut) wieder auf Manpower zurück – heimliche Kontakte, wie in den alten Spionagefilmen, Zeichen von Mensch zu Mensch, die nicht aufzulösen sind…
Ein Fehler der Geschichte, die rasant läuft und von der sympathischen Crew prima gespielt wird (Hemsworth schafft es ohne weiteres, so intelligent zu wirken, dass man ihm nicht nur – gegebenenfalls – den Haudegen, sondern auch den Mann glaubt, der das Innere des Netzes umdrehen kann), ist bloß, dass man den Gegner nicht wirklich kennen lernt. Als er am Ende kurz auftaucht, ist er ein uninteressanter Rotschopf, und was da so richtig hinter seinen Welterpressungsplänen steckt (außer Geld, Geld, Geld, das er sich auch anders verschaffen könnte), wird eigentlich nicht klar. Na, Hauptsache, man kann ihn am Ende aushebeln. Filmdrehbücher sind da, möchte man glauben, gnädiger als es die Realität einmal sein wird…
Dass das Ganze den Stil des großen Unterhaltungsthrillers hat, liegt wohl an dem Regisseur: Michael Mann hat nicht viel gedreht, aber so manches aus der Werkstatt des mittlerweile 72jährigen sind große Klassiker des Kinos („Heat“ mit Pacino und De Niro etwa). Das gute alte Handwerk, gnadenlos eingesetzt, sorgt für gute alte Unterhaltung zum immer brisanteren Thema.
Renate Wagner