Basel: Theater Basel – Grosse Bühne – Richard Strauss „Daphne“ - die zweite Aufführung – 17.02.2015
Kurzbericht von der Zweiten
Nach einer erfolgreichen Premiere hängt der zweiten Aufführung oft der Makel des „Ausgepowert-Seins“ an – der Druck der Premiere ist vorbei, die Aufführenden gehen die Sache etwas entspannter an, bevor sich dann eine Produktion vom erst noch rohgeschliffenen Edelstein zum strahlenden Diamanten entwickelt. Der einzige Makel des heutigen Abends ist jedoch die spärliche Zahl erschiener Zuschauer. Was die Aufführenden ihrem Publikum heute Abend bieten, übertrifft die kühnsten Erwartungen. Richtig, der Druck der Premiere ist weg, die anstrengende Anspannung ist gewichen. All dies wird jedoch in kreative Energie umgewandelt: Völlig frei wirkend, zaubern die Künstlerinnen und Künstler einen Strauss-Abend, der seinesgleichen sucht, auf die Bühne. Maestro Hans Drewanz vermag mit seinem klaren und authentischen Dirigat den musikalischen Zauber, den er schon am Premierenabend dem Sinfonieorchester Basel entlockte, noch zu steigern. In dieses orchestrale Klangkonzept vermögen sich die Solistinnen, Solisten sowie der Herrenchor des Theater Basel bestens zu integrieren. Stimmgewaltig erleben wir Thorsten Grümbel als Peneios. Es wird dabei offensichtlich, dass Herr Grümbel auch in den „dunklen“ Wagner-Partien zu Hause ist. Hanna Schwarz als Gaea bleibt eine Wucht, so auch Rolf Romei (Leukippos), der heute Abend zur absoluten Bestform aufläuft. Seine wunderschöne, strahlende Stimme entfaltet heute auch Marco Jentzsch voll und ganz und bietet einen glanzvollen Apollo – verflogen scheinen die kleinen Unsicherheiten der Premiere! Jubel über Jubel für Agneta Eichenholz in der Titelrolle. Ihr Spiel und Gesang geraten noch leidenschaftlicher und eindringlicher als an der Premiere. Frau Eichenholz meistert die mörderische Partie, in welcher Regisseur Christoph Loy auch körperlich übermässig viel von der Sängerin abverlangt, souverän und ohne die geringsten Anzeichen von Anstrengung. Eine Ausnahmekünstlerin, der wir von Herzen wünschen, dass sie die ganz grosse Karriere machen wird.
So, nun bin ich mal auf die kommenden Aufführungen gespannt …
Michael Hug