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ASTERIX IM LAND DER GÖTTER

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FilmPlakat Asterix im Land der Götter~1

Ab 27. Februar 2015 in den österreichischen Kinos
ASTERIX IM LAND DER GÖTTER
Astérix: Le domaine des dieux  /  Frankreich  /   2014
Regie: Louis Clichy, Alexandre Astier

 Man muss sich geradezu wieder umgewöhnen. Durch die zahlreichen „Realverfilmungen“ ist man einfach gewöhnt, dass Gerard Depardieu sich als Obelix über die Leinwand wuchtet, und wenn die „Asterixe“ auch von verschiedenen Darstellern verkörpert wurden – es war immer irgendwie spaßig in Gallien. Aber hat man denn vergessen, dass Asterix in seinem steten Kampf gegen Rom eigentlich eine Zeichentrick-Erfindung war? Erst in vielen, großen, bunten kartonierten Büchern und dann auch immer wieder auf der Leinwand in seiner ursprünglichen Gestalt…

Asterix

Nun dazu ist man für „Asterix im Land der Götter“ wieder zur alten Form zurückgekehrt und man findet sich in Minutenschnelle, was heißt, Sekundenschnelle wieder hinein, ist im Dorf mit seinen Dodeln und genießt die Selbstkritik und Selbstironie der Franzosen, die ihren Landsleuten ja mit der „historischen“ Vorgabe Gallier gegen heranstürmende Römer immer schon sehr viel Grundsätzliches über ihren Charakter und auch aktuell Zeitkritisches erzählt haben…

Julius Caesar (nein, so schön, wie Alain Delon es in der Realversion war, ist er natürlich nicht) schäumt: Die sturen Gallier, zumal das gewisse Dorf irgendwo in der Bretagne, lassen sich einfach dem Römischen Weltreich nicht einfügen. Weil die ja unter anderem diesen verflixten Zaubertrank haben, mit dem die kleinen Leute zu lebenden Bomben und Kanonen werden…

Nun, schon andere sind auf die Idee gekommen – wo Gewalt nicht verfängt (weil so ein paar kleine Guerillas in den Wäldern ja blöde Römer aushebeln wie nix!), soll die Verführung walten. Luxuriöser Lebensstil zuerst – und dann die Möglichkeit, Geschäfte zu machen. Und was soll man sagen? Es funktioniert – zuerst zumindest.

Asterix Römer~1

Indem die Römer nämlich riesige Wohntürme direkt vor der Nase des Dorfs hinbauen (Sabotage funktioniert auf die Dauer nicht, wenn die Römer unerschütterlich immer wieder von vorne anfangen). Diese erinnern teils an Plattenbauten, teils an die schrecklichen Hotel-Wüsten an den Mittelmeerküsten, aber irgendwem muss dergleichen ja einmal begehrenswert erschienen sein? Jedenfalls werden Römer in Scharen ausgesiedelt, um den Kelten vorzuführen, was römischer Luxus ist. Und so bescheiden er uns vorkommt – sie gucken mit begehrlichen Augen. Und sie lernen. Denn sobald die Römerinnen angesichts der keltischen Waren entzückt sind, wie billig man hier alles bekommt, schrauben sie die Preise gleich gewaltig hoch – ein Mechanismus, der einem doch bekannt vorkommt? Ob gar nicht so „frische Fische“, ob schnell gefälschte Souvenirs, diese Leute kaufen doch alles!

Sehr witzig ist der Handlungsstrang um die teilweise schwarzen (damals kann ja wohl kaum von Afroamerikanern die Rede sein) Sklaven. Die beginnen um ihre Rechte zu feilschen. Ja, und die Kapitalisten zeigen, wie es geht: Na selbstverständlich werden sie bezahlt. Dann aber sind die Kosten für Essen und Quartier, die nun berechnet werden müssen, gleich höher als der Lohn. Also, strengt Euch an, Kerle! Eine kleine Nachhilfestunde in Wirtschaft à la Asterix – oder in diesem Fall à la Römer, wobei man ja weiß, mit wem die Herrschaften gleich zu setzen sind…

Grundlage für diesen Film, der erstmals für Animation auch in 3 D hergestellt wurde, ist ein Uralt-Comic mit Titel „Die Trabantenstadt“ von 1971, ein Original von Zeichner Albert Uderzo und Autor René Goscinny. Und was da erzählt wird, funktioniert noch immer, weil es einfach auf menschlichem Grundverhalten basiert.

Die nunmehrigen Regisseure Louis Clichy und Alexandre Astier haben für die wieder gezeichneten Helden die altbekannte Laune und Elastizität, und wenn der Zaubertrank auch scheinbar ausgeht – im Endeffekt gewinnen die Gallier immer. Und sollten nach den Erfahrungen über die Lockungen des Kapitalismus gescheiter sein? (Und sich nicht für schnöden Mammon an reiche Ausländer verkaufen?) Nun, es ist zu hoffen. Vergnügliche Unterhaltung, kurz und bündig (weniger als eineinhalb Stunden), ist es auf jeden Fall.

Renate Wagner

 

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