WIENER STAATSOPER: 06.03.2015 “I PURITANI“
Olga Peretyatko. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn
Bellinis an musikalischen Gustostückerln vielleicht “dichteste” Oper bietet in jeder Stimmlage glanzvolle Bravourarien. Es genügt also nicht, eine Primadonna auf die Bühne zu stellen, da müssen zumindest drei weitere Rollen hochkarätig besetzt werden, und das war an diesem Abend der Fall. Olga Peretyatko, die erst vor zwei Jahren an der MET als Gilda eine vielversprechende Karriere begonnen hat, war als Elvira eine Klasse für sich. Ihr sicher geführter Sopran ist für diese Rolle wie geschaffen. Mit hauchzarten Piani, endlosem Atem und kräftigen Spitzentönen begeisterte sie das Publikum. John Tessier war als Arturo ein fast ebenbürtiger Partner. Mit seiner sehr hellen, mitunter verhalten eingesetzten Stimme wagte er sich in die höchsten Höhen und bewältigte sie, ohne in Falsetttöne zu flüchten. Dass Noten jenseits des hohen C nicht unbedingt wunderschön zu anzuhören sind, darf man aber nicht den Sängern anlasten. Carlos Alvarez sang den Riccardo Forth mit samtweicher, kräftiger Stimme, die Höhen makellos und strahlend, es war ein ungetrübtes Vergnügen, ihn in einer seiner besten Rollen zu erleben. Auch Jongmin Park gehörte zu den großen “Abräumern” dieser Vorstellung, sein kräftiger und klangschöner Bass war wunderbar anzuhören, das Duett mit Riccardo gehörte zu den Höhepunkten des Abends.
Auch die übrigen Rollen, Sorin Coliban als Gualtiero Valton, Carlos Osuna als Bruno Roberton und Ilseyar Khayrullova als Enriquetta, waren bestens besetzt. Zu allem Positiven kam auch noch ein bestens disponiertes Orchester, das unter der perfekten Leitung von Marco Armiliato in Hochform spielte. Da darf man getrost über das dürftige Bühnenbild Heinz Balthes’ und die wenig spannende Inszenierung John Dews hinwegsehen, bei dieser musikalischen Qualität darf es auch einmal eine konzertante Aufführung sein.
Johannes Marksteiner