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PRAG/ Státní Opera: MEFISTOFELE von Arrigo Boito

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PRAHA NARONI DIVADLO – 10. 3. 2015: “MEFISTOFLE”

 “Il Diavolo che piace” war vor vielen Jahre die Überschrift einer italienischen Lokalgazette zur Kritik einer Aufführung dieser Oper in der Arena di Verona. Bei dieser Prager Regie ist das leider nicht nachvollziehbar.

 Der Mefistofele ist ein viel zu selten gespieltes Meisterwerk, welches in seiner Erstfassung über fünf Stunde dauerte und sich damit den Unmut des Mailänder Premieren-Publikums zuzog. Allerdings fand das Werk nach der Kürzung dann doch den Weg in verschiedene  Opernhäuser. Arrigo Boito schrieb selber nur zwei vollständige Opern, zu denen er auch das Libretto verfasste. Libretti schrieb er mehr als Opern. Nicht nur für Giuseppe Verdi, Amilcare Ponchielli, Alfredo Catalani,  sondern auch für Franco Faccio (der Dirigent der Uraufführung von Aida) zu “Amleto”. Zu vielen Werken, wie “Rienzi”, Freischütz” und “Ruslan und Ludmilla” schuf er die italienischen Textfassungen.

 Die musikalische Leitung hatte  Richard Hein, der bei Milan Horvath in Graz studierte. Seine Umsetzung von Boitos Musik gelingt sehr exakt, manchmal werden die Tempi jedoch etwas langsam genommen, was nicht für alle Sänger so angenehm ist.

Als Faust war der österreichisch – argentinische Tenor Raul Gabriel Iriarte zu erleben. Der Künstler, der in Wien studierte und später auch an der Volksoper engagiert war konnte in dieser anspruchsvollen Rolle voll und ganz überzeugen. Die baritonal gefärbte Stimme ist perfekt in allen Lagen geführt. Stilistisch trifft er genau die stimmliche Charakterisierung der Partie, Müdigkeitserscheinungen im “antiken” Bild gibt es ebenso wenig wie Pianoprobleme in der großen Finalszene. Ein Sänger, den man an vielen großen Häusern empfehlen kann. Margherita wurde von Christina Vasileva mit schöner lyrischer Stimme gesungen. Sie hätte auch die Stimme für die Elena di Troia gehabt (meist wird diese ja von der selben Sängerin verkörpert). Die Schlussszene der Margherita  war sicher einer der Höhepunkte dieser Aufführung. Viel Humor brachte Jana Sýkorová neben einer schönen Altstimme für die Marta mit. Als Elena di Troia schleuderte Eva Urbanova in der Vision des Falles und Brandschatzung der Stadt stahlharte Töne ins Auditorium als wäre sie Brünhildes Schwester. Als Penthalis konnte man optisch Sylva Cmugrova bewundern. Eine tenorale Entdeckung war Josef Moravec als Wagner und Nereo. Seine interessante schöne lyrische Stimme ist sicher auch für Gounods Faust geeignet. In ihrer Szene passten diese beiden “Tenori” stimmlich gut zueinander.

In der Titelrolle war der internationale Bass des Hauses Jiři Sulženko zu hören. Er  verschenkte viel von dieser so ergiebigen Rolle. Obwohl er alles richtig sang, fehlte mir doch die gewisse Schwärze und Diabolik in Stimme und Ausdruck.

Hervorragend sang der Chor und Kinderchor unter ihren Leitern Martin Buchta und Zdenka Součkóva  

Die Regie von Ivan Krejči ist wenig überzeugend. Peinlich die Osterprozession, (wäre dies muslimisch gäbe es arge Proteste) und warum das Gartenbild einem mit Blumen geschmückten Seziersaal darstellt, sowie der Kerker auch in die Prosektur verlegt wird, ist wenig erklärbar. Störend sind die damit verbundenen Balletteinlagen, nackte Körper (hautfarbene Glanztrikots) springen von den Tischen und schon wird während des Quarttets (Mefistofele, Marta, Faust . Margherita) eifrig im Hintergrund Gehopse veranstaltet. Das sieht nicht nur unschön aus, es ist auch sehr störend. Die Babypuppen in der Prosektur sehen eher aus wie geölte Grillhühner, aber sie bleiben wenigstens auf den Tischen liegen. Das Bühnenbild (runde Rückwand und bewegliche Podeste, Tische in einigen Bildern) schuf Milan David. Gut ausgeleuchtet wurde das ganze von Daniel Tesar. Marta Roszkopfová schuf schöne und gute Kostüme für alle Solistinnen, die Kleidung der Herren gelangen weniger phantasievoll, und die Uniformierung des Chores in Straßenanzügen sah alles andere als gut aus. Natürlich ist auch hier, wie weltweit, wenig Geld vorhanden, aber manches könnte man dennoch schicker gestalten, aber Geschmack kann man ohnehin nicht kaufen.

Der Saal war bestens besetzt und die Begeisterung des einheimischen Publikums sehr groß.

Elena Habermann

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