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WIEN/ Staatsoper: LADY MACBETH VON MZENSK

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WIENER STAATSOPER: 17.03.2015   “Lady Macbeth von Mzensk”

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Kurt Rydl, Angela Denoke. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Man nehme düstersten Tschaikowski hoch drei, ein Libretto, das alle negativen menschlichen Charakterzüge enthält, in einer Handlung, die einem schlechten Horrorfilm entlehnt sein könnte, vertone das so meisterhaft wie Dmitri Schostakowitsch und führe das Werk mit allerersten Kräften auf, dann erlebt man einen an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Opernabend – trotz des Fehlens auch nur eines einzigen sympathischen Akteurs. Die Inszenierung Matthias Hartmanns versucht, den Handlungsablauf so straff wie möglich zu gestalten, was in den ersten beiden Akten nicht ganz gelingt. Die Personenführung ist konsequent auf höchste Emotion gerichtet, was bei einer Oper dieser Länge allerdings kaum durchzuhalten ist. Das Bühnenbild von Volker Hintermeier bietet den notwendigen finsteren Rahmen des schrecklichen Geschehens.

Die musikalische Umsetzung der Schauergeschichte ist bestens gelungen. Man darf das Orchester an erster Stelle nennen, denn eine Partitur dieser Art erfordert höchste Konzentration und fabelhaftes Durchhaltevermögen. Ingo Metzmacher war am Pult ein Meister der Koordination, vielleicht hätte manche Passage etwas weniger Fortissimo vertragen, die Ohren des Publikums hätten es ihm gedankt. Angela Denoke sang und spielte die Katerina mit aller Energie und Stimmkraft, die ihr zur Verfügung standen, und das war sehr viel. Kurt Rydl als Boris stand ihr an Stimmkraft in nichts nach, er gestaltete die Rolle des bösen Schwiegervaters, der selbst ein Auge auf Katerina geworfen hatte, sehr eindrucksvoll. Sergej war bei Misha Didyk in guten Händen, sein kräftiger Tenor war fast ideal für die Rolle des unsympatischen Weiberhelden. Auch Marian Talaba konnte als der Schwächling Sinowij reüssieren, aber auch er konnte mit der Stimmgewalt der Titelheldin kaum mithalten. In den kleineren Partien wussten Sorin Coliban als Polizeichef, Monica Bohinec als Sonjetka und Herwig Pecoraro als Der Schäbige zu überzeugen. Nach einem derart heftigen Quantum an – negativen – Emotionen war der Zuhörer erschöpft, spendete aber allen Mitwirkenden frenetischen Applaus.

Johannes Marksteiner

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