LINZ:Musiktheater-Vorplatz: Rheingold – die Götter lachen laut
„Die Stelzer“ aus München (www.die-stelzer.de )
Seit Mitte der 1990er hat die von Wolfgang Tietze und Rheinhold (sic!) Behling ursprünglich 1983 als „Lechwehrtheater“ gegründete Truppe das Theaterspiel auf eine höhere Ebene gehoben. Bis zu 160 cm über Grund agieren die Damen und Herren, und neben der Beherrschung der „üblichen“ Schauspielkünste verlangt die Mitgliedschaft in dieser Compagnie klarerweise auch eine überdurchschnittliche des Körpers.
Diese Voraussetzungen erfüllen die sieben Damen Rebekka Bai, Anna Brodacz, Julia Mann, Sorina Kiefer, Heide Kuhl, Katja Schaefer und Inés Zahmoul, die mit der in Linz gegebenen Produktion aus dem Jahr 2008 unterwegs sind, jedenfalls in hohem Maße. Das Stück, das sich aus Wagner-Texten und Anderem (nicht zuletzt Brecht, von „glotzt nicht so romantisch“ bis zu einem lehrstückhaften Epilog) zusammensetzt, findet heuer seinen naturgemäßen Platz in Linz, da man sich hier nun in einem dafür endlich wirklich ausreichenden Theater an die große Tetralogie macht.
Musik spielt in diesem Stück allerdings weniger Rolle, von ein paar Zitaten (am Sopransaxophon) abgesehen, und einem Auftrittsliedchen von Fafner & Fasolt, das GANZ woanders hin gehört…
Die Aufführung – für das Publikum gratis, aber alles andere als billig produziert, im Sinne von blühender Phantasie und Humor – ist natürlich auch als Einführung für den Vorabend des „Rings“ tauglich, aber darüber hinaus ein eigenständiges Ereignis, bei dem man klassische Sprechkunst, ideenreiche Dramaturgie sowie einfallsreiche Kostüme bewundern kann (interessant, was sich alles mit Kabelbindern anstellen läßt!) Übrigens: die großen Oberweiten (siehe auch „Zauberflöte“) dürften heuer in Linz Saison haben…
Was noch auffällt: es gibt keinen Platz mit schlechter Sicht, denn außer Alberich und Mime (die mitunter aber auch auf einem Podest stehen) spielen alle in einer, im doppelten Sinne, beträchtlich-en Höhe. Dabei kommen einem die Schauspielerinnen, je nach Sitzplatz, so nahe, wie man es sonst nur bei einer der Produktionen von Paulus Manker erleben kann.
Résumée: Knapp 1½ Stunden Vergnügen für Aug‘ und Ohr, bei dem aber keineswegs die tiefere Bedeutung zu kurz kommt.
Am Sonntag, 22. 9. 2013, 15 Uhr noch einmal am Vorplatz des Musiktheaters Linz, bei hoffentlich ebenso günstigem Wetter wie am 21.
H & P Huber