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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

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München: Bayerische Staatsoper: „Die Entführung aus dem Serail“, 15.03.2015

Die „Entführung aus dem Serail“ gehört in München zu den Stücken, die einige sonst treue Opernfreunde wegen der uninspirierten Inszenierung von Martin Duncan eher meiden. Die Tatsache, dass der gesprochene Text der Protagonisten gestrichen wurde und durch launige Erläuterungen einer Schauspielerin ersetzt wurde, macht das Stück nicht moderner, sondern nimmt ihm seinen gesamten Elan. Dazu kommt, dass sich die Sänger fast ausschließlich auf hin und her fahrenden Sofas aufhalten, was der Handlung auch nicht gerade mehr Schwung verleiht. Eine ziemlich langweilige Sache also, es sei denn, es wird eine besonders gute Besetzung geboten, so wie in der Vorstellung am 15. März.

Daniel Behle sang zum ersten Mal in München den Belmonte, eine seiner Paraderollen. Er begeisterte das Publikum mit seinem idealtypischen lyrischen Tenor, seiner intelligenten Phrasierung und absoluter Textverständlichkeit. Nach dem Henry Morosus in der „Schweigsamen Frau“ und der Titelrolle im „Titus“ im Oktober war dies das dritte voll überzeugende Rollenportrait von Daniel Behle in dieser Saison und man wünscht sich sehr, ihn auch in der nächsten Saison wieder in München zu hören. Auch Brenda Rae als Konstanze bot an diesem Abend eine sehr gute Leistung. Sie meisterte die drei anspruchsvollen Arien, insbesondere die virtuosen Koloraturen der „Martern-Arie“ souverän, auch wenn mancher Spitzenton etwas scharf klang. Dimitry Ivashchenko, als Osmin kurzfristig eingesprungen für den erkrankten Peter Rose, nahm der Inszenierung durch sein komödiantisches Talent etwas von ihrer Langeweile. Stimmlich bereitete ihm die anspruchsvolle Partie, die einem Bass sowohl die extrem tiefen Töne als auch große Höhensicherheit abverlangt, keinerlei Schwierigkeiten. Das Buffo-Paar, Rebecca Nelsen als Blonde und Opernstudiomitglied Mathew Grillsals Pedrillo, beeindruckte vor allem durch sein frisches, lebendiges Spiel, konnte aber sängerisch mit den anderen nicht ganz mithalten.Ivor Bolton dirigierte die Partitur temperamentvoll und schmissig, war dabei aber manches Mal fast zu laut, so dass manche musikalische Finesse verloren ging. Am Ende kurzer aber heftiger Applaus, vor allem für Daniel Behle und Brenda Rae.

Gisela Schmöger

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