WIENER STADTHALLE: 17.3.2015: „SHREK – DAS MUSICAL” bejubelte Österreich-Premiere in der Wiener Stadthalle
Am Lagerfeuer knistert nicht nur das brennende Holz: Andreas Lichtenberger (Shrek) und Bettina Mönch (Prinzesin Fiona) beobachtet von Andreas Wolfram (Esel). Copyrigth: (c) Mehr! Entertainment
Die Geschichte von Shrek, dem Oger und Prinzessin Fiona begeisterte vor einigen Jahren als Film das Publikum. Die Oskar-prämierte Leinwandversion (bester animierter Spielfilm) wurde 2008 zum Musical – in dieser Fassung der DreamWorks Theatricals gab es dann gleich 8 Nominierungen für den Tony-Award. Das Originalbuch und die Liedtexte stammen von David Lindsay-Abaire; die mit Ohrwürmern und musikalischen Zitaten gespickte Musik wurde von Jeanine Tesori komponiert. Nach dem Broadway-Erfolg ging es zunächst auf eine 2jährige USA-Tournee, dann folgte die weltweite Eroberung. Nach London 2011 gab es im Oktober des Vorjahrs in Düsseldorf die deutschsprachige Uraufführung. Für eine Woche macht nun der „shrekliche“ Oger in Wien Station und eroberte bei der Premiere in der Stadthalle (Halle F) nicht nur Fionas Herz, sondern auch das der Zuschauer und der zahlreich versammelten Promis – viele davon mit eigener Musicalerfahrung, darunter Dagmar Koller, Caroline Vasicek, Herbert Steinböck, Lukas Perman und Marjan Shaki. Das Musical begeistert als Unterhaltungsspaß für die gesamte Familie. Für die deutschsprachige Version (Übersetzung: Heiko Wohlgemuth und Kevin Schroeder) unter der Regie von Andreas Gergen (Resident Director: Michael Eisenburger) schuf Sam Madwar das geniale Bühnenbild, in dem die beweglichen und verschiebbaren Bühnenteile mit der 3D-Projektion auf der Bühnenrückseite verschmelzen und damit einen besonderen naturnahen Tiefeneffekt erzielen. Die tollen und sehr aufwändigen Kostüme von Mario Reichlin vervollständigen mit den kunstvollen Masken von Sarah Kleindienst die passende Szenerie; für Licht- und Sounddesign zeichnen Andrew Voller und Cedric Beatty verantwortlich. Unter der musikalischen Leitung von Heribert Feckler und zur effektvollen Choreografie von Kim Duddy genießt man die dreistündige Show.
Genervt von seinen neuen Nachbarn, den durch Lord Farquaad zwangsweise umgesiedelten Märchenfiguren, beschließt der Oger Shrek, den Lord aufzusuchen und ihn zur Rede zu stellen. Der fiese wie feige Lord Farquaad, der keine Andersartigkeit duldet und daher die Märchenfiguren verbannt hat, erkennt, dass ihm der große und kräftige Shrek sehr gelegen kommt: als Gegengeschäft für die wieder hergestellte Ruhe und Einsamkeit im Sumpf soll Shrek die in einem Turm festgehaltene und (natürlich wie in Märchen üblich) von einem Drachen bewachte Prinzessin Fiona befreien und sie ihm als Braut zu führen. Natürlich gibt es ein Happ-End und so sind Fiona und Shrek letztlich im Glück vereint.
Happy-End: Fiona (Bettina Mönch) und Shrek (Andreas Lichtenberger) und das phantastische Ensemble. Copyrigth: (c) Mehr! Entertainment
In diesem amüsanten wie lehrreichen Stück geht es um wahre Liebe und treue Freundschaft, um Andersartigkeit und Gleichförmigkeit, um Ausgrenzung und gegenseitige Unterstützung, um Schein und Sein. Neben den guten Gesangsstimmen der Protagonisten beeindrucken vor allem deren körperliche Leistungen: Musicalstar Andreas Lichtenberger verbringt vor der Aufführung 2 Stunden in der Maske, bis er vollständig in den stattlichen grünen Oger verwandelt ist – ein Fatsuit und Silicon- wie Schaumstoffteile der Gesichtsmaske verändern ihn zu Shrek, wie man ihn aus dem Film kennt. Paul Kribbe als kleiner Lord Farquaad spielt die gesamte Rolle auf den Knien (!) – sein Kostüm vermittelt täuschend gut den Eindruck geringer Körpergröße. Bewundernswert, was die beiden da auf der Bühne leisten! Auch Bettina Mönch hat es als Fiona nicht leicht: sie verwandelt sich in Windeseile jeweils rollenentsprechend von der wunderschönen Prinzessin in die grüne Oger-Frau. Andreas Wolfram vervollständigt als Esel im Fellkleid das Quartett der Hauptfiguren und ist mit seiner Partie somit auch erschwerten Bedingungen ausgesetzt. Einzig der Drache wird ähnlich wie im chinesischen Kulturraum von mehreren Personen beweglich geführt – deren Namen fehlen leider in der Besetzungsliste, als Stimme ist Deborah Woodson angegeben. Als weibliches feuerspeiendes Ungeheuer becirct sie mit ihren wunderschönen langen Wimpern den Esel, der daraufhin in Liebe entflammt. Zahlreiche technische Tricks einerseits und bekannte Märchenfiguren wie u.a. Frau Holle, Rotkäppchen und der Wolf, Froschkönig, aber auch Max und Moritz, Struwwelpeter, Pinocchio und Peter Pan andererseits machen die Show zum gelungenen Erlebnis: die Einbeziehung des Zuschauerraums lässt das Publikum hautnah direkt als Teil des Bühnengeschehens mitten drin sein. Eine tolle uns sehr sehenswerte Show, die leider nur bis 22.3. hier gastiert.
Ira Werbowsky