23.3.2015: “BALLETT – HOMMAGE” – getrieben von immensem Bewegungsdrang
The Second Detail. Foto: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper
Einmal mehr ist einem Abend des Wiener Staatsballetts zu attestieren: Bravourös getanzt! In zwei Stücken der dreiteiligen “Ballett – Hommage” locken uns die perfekt gedrillten Tänzer in den Spannungsbogen einer extrem fordernden Tanz- und Bewegungsmaschinerie, die bloß ganz wenige Atempausen zulässt. Am Beginn nüchtern modern und extrem dynamisch, ganz L´art pour l´art: William Forsyths “The Second Detail” (1991, zu struppigen Klangfetzen von Thom Willems). Zum Ausklang eine quirlige Demonstration der tradierten Exercisen des akademischen Tanzes, gnadenlos auf Disziplin ausgerichtet: Harald Landers “Études” (1948 uraufgeführt, auf von Knudage Riisager schräg orchestrierte Klavieretüden von Carl Czerny). Während bei Forsythe die vierzehn Solisten als bewundernswürdig virtuose Gelenkigkeitspuppen gleichsam grau in grau bleiben, dürfen hier die Solisten Liudmila Konovalova, Denys Cherevycko, Richard Szabó und Robert Gabdullin an der Spitze der Kompanie neben ihrem Können beim geforderten balletteusen Posieren auch Grazie und Individualität zeigen. Im Mittelteil, völlig konträr, putscht die slowakische Choreographin Natalia Horecna in “Contra Clockwise Witness” (2013 in Wien uraufgeführt) mit einem mit guten Effekten, an Einfällen reichen und mit kontemplativen wie skurrilen Momenten durchsetzten Tanzspektakel auf. Ganz dem Zeitgeist folgend, wohl nicht so völlig durchschaubar, doch ebenfalls von einem immensen Bewegungsdrang getrieben.
Die Musik ertönte zuerst von Tonträgern, in “Études” trat dann auch das Orchester unter Peter Ernst Lassen an (klang kaum nach geprobt).
Meinhard Rüdenauer