Bayerisches Staatsballett – Spielzeiteröffnung mit John Crankos „ROMEO UND JULIA“ – 21.09.13
Katherina Markowskaja – kindliche Julia © W. Hösl
Zum 231. Mal seit 1969 auf dem Spielplan der Bayerischen Staatsoper/Bayer. Staatsballett, und immer wieder einfach schön!
Und immer wieder gibt es auch hochinteressante Rollendebuts: Dieses Mal sollte Ivy Amista ihr mit Spannung erwartetes Julia-Debut geben; leider musste dieses wegen einer Verletzung verschoben werden. So kam eine andere Solistin des STBs zu ihrem vorgezogenen Debut, Katherina Markowskaja. Die winzige Ballerina war logischerweise eine besonders kindliche Julia und überzeugte als solche auch gleich bei ihrem Debut. Die tragische Komponente dieser Figur muss sie sich natürlich mit zunehmender Aufführungspraxis erst noch mehr zu Eigen machen, auch das Timing der langen pantomimischen Sequenzen im Schlafzimmer und im Finale. Tänzerisch konnte dieses Elfchen rundum für sich einnehmen und wirkte in den sicheren Händen ihres Partners wie ein Spielzeug in den Lüften. Lukáš Slavický war dieser Partner, der mit 20 Jahren hier seinen ersten Romeo getanzt hatte (2000/01). Der tschechische Tänzer entspricht mit seiner tänzerischen Brillanz, seinem Spieltalent und seiner charmanten Ausstrahlung dem Idealbild eines jugendlichen Liebhabers. Norbert Graf hat als elegant kühler Tybalt schon viele Romeos bekriegt, ebenso wie Peter Jolesch als Pater Lorenzo schon unzähligen Veroneser Paaren seinen Segen gegeben hat.
Hochkarätig waren die weiteren solistischen Herren besetzt: Tigran Mikayelyan (figürlich irgendwie verjüngt), zeigte einen brillanten Mercutio. Man könnte sich Mikayelyan durchaus vom Typ her gut als Tybalt vorstellen, allerdings gibt die anspruchsvolle Mercutio-Rolle tänzerisch wesentlich mehr her. Javier Amo assistierte konkurrenzfähig als Benvolio. Eine beeindruckend elegante und starke Figur machte Maxim Chashchegorov aus der normalerweise blassen Figur des Prinzen Paris. Ilya Shcherbakov zeigte als Faschingsprinz, was er tänzerisch drauf hat und gab als Herzog von Verona eine Kostprobe seines pantomimischen Talents – endlich mal ein nicht gar so tatteriger Greis, sondern immer noch eine „Standsperson“. Cyril Pierre und Séverine Ferrolier gaben das hoheitsvolle Paar Capulet und Elaine Underwood entsprach wirklich dem Idealbild einer Amme. Auch das Corps konnte voll überzeugen, nur die Fechterei dürfte vielleicht noch ein bisschen spektakulärer ausfallen.
Am Pult des Staatsorchesters stand Robertas Šervenikas, der nun wirklich nichts dafür konnte, dass aus der Blechecke – leider ziemlich oft – Misstöne erklangen… Vor einigen Jahren hatte man sich für die abgespeckte Orchestrierung von Prokofjews herrlicher Musik entschieden, worüber einzig die Ballettdirektion glücklich schien. Möglicherweise tönen jedoch hierbei instrumentale Fehler noch deutlicher heraus. Also bitte, liebe Staatsorchestler, reißt euch zusammen, ihr habt doch einen Ruf zu verteidigen…
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DZ