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WIEN/ Staatsoper: NABUCCO

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Wiener Staatsoper am 14.05.2015:    “Nabucco”

Die Zeit der Wiener Festwochen beschert eine ganze Reihe reizvoller Kulturevents, manches Mal leider zur gleichen Zeit. An diesem Abend fand das traditionelle Konzert der Philharmoniker in Schönbrunn statt, das entgegen der Wettervorschau – für den Rezensenten leider – nicht auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Aber auch in der Staatsoper konnte man mit der Qualität des Gebotenen überaus zufrieden sein. “Nabucco” ist kein Selbstläufer, viele Vorstellungen bewiesen, dass man diese Oper bis zur “Unhörbarkeit” verstümmeln kann.

An diesem Abend stand aber – trotz der krankheitsbedingten Absage von Placido Domingo – ein hochkarätiges Ensemble auf der Bühne. Kraft und Gefühl, hieß die Devise, die aber gerade in dieser Oper ihre Berechtigung hat. An der Spitze der Kraftfraktion ist Maria Guleghina als Abigail zu nennen, die mit großer Intensität die Rolle der bösen Tochter auslebte. Man kann es nicht glauben, seit wie vielen Jahren diese Künstlerin mit unverminderter Präzision diese mörderische Partie bravourös bewältigt! Jede Nuance passte, die Übergänge von Forte zu Piano kamen mühelos und die Spitzentöne waren perfekt und sicher gesetzt. Auch Monika Bohinec als Fenena glänzte durch intensives Spiel und kraftvollem Einsatz ihrer großen Stimme. Sie war kein armes Hascherl sondern eine ebenbürtige Gegenspielerin im politischen Machtkampf. Michele Pertusi bewies als Zaccaria, dass er zu den führenden Bässen der Gegenwart zu zählen ist. Anders als im “Don Pasquale” konnte er hier mit viel Temperament seine tolle Stimme mit großartigen Höhen präsentieren. Carlos Osuna als Ismaele war ein weiterer Pluspunkt dieser Aufführung, sein klangschöner kräftiger Tenor braucht noch etwas Zeit und Routine, um auch in anspruchsvolleren Partien reüssieren zu können.

Bleibt noch der Titelheld Nabucco, der von Zeljko Lucic verkörpert wurde. Es ist zweifellos eine sehr undankbare Aufgabe, einen Sänger-Schauspieler wie Domingo ersetzen zu müssen, aber er entledigte sich dieser mit viel Geschick. Seine lyrisch ansprechende Stimme wusste vor allem im dritten Akt zu gefallen. Hier konnte er den gebrochenen, reuigen Machtmenschen bestens darstellen. Die Rolle des machtbewussten Feldherren konnte man ihm weder in Spiel noch in Gesang nicht so ganz abnehmen. Der Chor, in diesem Werk naturgemäß extrem präsent, war in bester Form, die Koordination mit Ensemble und Orchester klappte ausgezeichnet.

Jesus Lopez-Cobos dirigierte das hervorragend disponierte Orchester mit großer Leidenschaft und sicherem Gespür für die effektvolle Wiedergabe dieser mitreißenden Musik.

Berechtigter großer Jubel krönte diesen Abend.  

 Johannes Marksteiner

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