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WIEN / Staatsoper Matinee POP MEETS OPERA mit Conchita Wurst

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POP und OPERA gemeinsam an der Zugabe mit no na Traviatas Brindisi

POP und OPERA gemeinsam mit der Zugabe:  No na Traviatas Brindisi. Rechts FLOREZ singend, Conchita WURST und Aida GARIFULLINA mit Blickfang

Wiener Staatsoper
POP MEETS OPERA am 17.Mai 2015

 

 

Keine Frage, aus der Sicht eines bescheidenen Klassikhörers war der Versuch, mit dieser Matinee, auf der Bühne der Wiener Staatsoper eine Auswahl von Sängerinnen und Sängern des Ensembles der Wiener Staatsoper mit einer Anzahl von Vertretern der sogenannten U-Szene zusammen zu spannen ein gelungener, weil erstens unterhaltsam und interessant und weil zweitens mit der Erfahrung einer solchen direkten “Konfrontation” verbunden.

Aida GARIFULLINA

Aida GARIFULLINA

Sei an dieser Stelle zunächst dem Erfinder dieser Art der Veranstaltung gedankt, einer Idee, die dem gerade jetzt in Wien stattfindenden Eurovisions Song Contest geschuldet ist. Der Pressechef der Staatsoper Mag. André Comploi hatte diese Idee und die Wiener Oper beschickte die Matinee mit einer Schar von Sängerinnen und Sängern aus ihrem Ensemble, um deren Beiträge mit jenen von Teilnehmern des Songcontests zu mischen.

Großes Lob für die Veranstalter: Keine Eröffnungsreden von Politikern oder sonstigen Wichtigtuern, Barbara Rett war dafür da, mit wohltuender Zurückhaltung diesmal und fast zur Gänze in Englisch durch das Programm zu führen.

 Fazit des ganzen Vormittags jedenfalls: Der sogenannte Pop, zumindest in der Soft-Ausführung der Beiträge konnte es spielend mit den Darbietungen der Klassik aufnehmen und die Nummer “Rise like a Phönix” in der kammermusikartig klingenden Begleitversion wurde für Conchita Wurst auch in diesem Haus ein Triumph. Von der Wirkung dieser so raffiniert verstärkten Stimme, von diesem mitreißenden Vortrag muss auch ein Klassikfan, ein Opernfan überhaupt, schon wegen seines Gespürs für theatralische Wirkung, völlig kapitulieren. Das ging unter die Haut.

Da war von der Klassik-Seite her, trotz des Einsatzes karätiger Namen aus dem Ensembles nur Juan Diego Florez in der Lage, wirkungsvoll Paroli zu bieten. Nein, nicht mit seinem Beitrag aus dem Land des Lächelns, diese Herzverschenkung in historischer Armausstreckung war zwar nach dem Geschmack älterer Operettenliebhaber, wirkte aber trotz des Jubels und trotz der blendenden Verfassung des Tenors in diesem Rahmen fürchterlich altbacken. Nein, es war der Moment, als der Peruaner seine Gitarre nahm und bekanntes Lateinamerikanisches von sich gab, “Hadern” also, wie etwa Besame Mucho oder Granada. Da tobte das Haus, so wie zuvor bei Conchita.

Einer der Besucher, ein Begleiter einer Pressevertreterin in der Reihe vor mir, war sich nicht zu blöd, bei Beginn von Dein ist mein ganzes Herz laut zu stöhnen und einen Jammerlaut von sich zu geben, unter den Sitz zu kriechen und sich ostentativ die Ohren zuzuhalten. Erst die neben ihm sitzenden beiden Herren, ein Komponist und ein Kritiker (Namen der Red. bekannt) machten ihn auf die Unmöglichkeit der störenden Situation aufmerksam, er verließ darauf den Saal und ließ seine SMS-schreibende Begleiterin zurück. Ist diese Altklassik schon so unerträglich geworden, ist Toleranz ein verschwindendes Wort geworden oder war das störende Verhalten dieses Rüpels etwas einmaliges gewesen. Der propagierte Brückenbau hat zumindestens in diesem einen Fall nicht funktioniert. Der Beitrag von Florez war für alle Umsitzenden jedenfalls empfindlich gestört worden.

Entnehmen sie bitte der angefügten Programmfolge die einzelnen Beiträge, ich kann den Vertretern der Klassik Lob aussprechen für das Bemühen, sich gegen die raffiniert arrangierten Beiträge des sogenannten Pop mit ihren Opernarien durchzusetzen. Nur die beiden Herren Pecoraro setzten sich mit ihrem Gloria gekonnt ab und Valentina Nafornita machte dem Song Art is calling for me alle Ehre. Adrian Eröd mußte den absagenden Alessio Arduini ersetzen, Daniela Fally trat krankheitsbedingt nicht an und Aida Garifullina war nicht nur ein Ohrenschmaus, sie war auch die Augenweide dieser Matinee!

 

Peter Skorepa
MERKEROnline

 

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