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WIEN/ Theater an der Wien: STEFAN MICKISCH BESPRICHT “DAS RHEINGOLD”

Stefan Mickisch, Theater an der Wien, Rheingold, 21. November 2013

 Einführungsabende in Wagner Opern, die von Stefan Mickisch gestaltet werden, sind eigentlich keine richtigen Einführungsabende, sondern Opern ohne Oper. Mittlerweile erreichte der süddeutsche Pianist und Musikwissenschafter Kultstatus, seine Veranstaltungen sind überlaufen, aber dass eine Serie über den ganzen Ring, wie ihn das Theater an der Wien in dieser Saison anbietet, nahezu ausverkauft ist, das überraschte auch in der Musikstadt Wien. Mickisch stellte gleich klar: „Hier in Wien kann ich auf hohem Niveau beginnen, als ich unlängst in den Arabischen Emiraten diesen Vortrag hielt, musste ich die Inhaltsangabe erklären, das machte nicht so viel Spaß, dafür zahlten die besser.“

 Und so ging es gleich los, über die Schwierigkeit der Rheingold-Dirigenten den optimalen Zeitpunkt für den ersten, fast unhörbaren Ton des Vorspiels zu finden, die Zerlegung des musikalischen Wotan-Komplexes in seine Einzelbestandteile, die Analysen der über 260 Ring-Motive, die Mickisch erkundet hat. Auch der Nicht-Musiker und normale Opernbesucher erkennt nach seinen Erklärungen die Genialität, welche Wagner in seinem Hauptwerk ausspielte.

 Die Charakteristik der Rheingoldfiguren gelang Mickisch besonders gut, auch die Verknüpfung zur germanischen Mythologie: „Wenn sie Herr der Ringe gelesen haben und alle Asterix-Hefte kennen, dann verstehen sie den Ring am besten.“ Das Geheimnis der Tonarten („Für Fricka finde ich keine, am ehesten ist es Keif-Dur“), Mickisch greift auch immer wieder vor, zeigt die musikalischen Verknüpfungen, die bis zur Götterdämmerung reichen und darüber hinaus zum Parsifal. Faszinierend wie er den Konnex zu anderen Werken der Musikliteratur vorspielt, etwa zu Richard Strauss’ Alpensymphonie.

 Auch wenn er glaubt, das Publikum mit der Aussage „Wagner würde heute links oder grün wählen, vielleicht eine eigene Partei gründen, aber niemals für CDU/CSU oder FDP votieren“ glaubt, das Publikum zu schockieren, die Anwesenden hängen an seinen Lippen und bejubeln die langen Klavierparts enthusiastisch. So macht Oper Freude, „Ich könnte noch sechs Stunden weiter machen“, meint er nach 2 ½ Stunden, „aber sie müssen ja nach Hause.“ Jubel und Freude auf das nächste Mal bei der Walküre.

Ernst Kopica

 

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