WIEN / Musikverein: KONZERT DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE unter Christian Thielemann: Solist: Christian Gerhaher. 21.5.2015
Der Abend begann mit vier Arien von Wagner und Schubert, jeweils abwechselnd. Christian Gerhaher sang mit Routine und Weitsicht, man vermisste aber den genialen Funken, den er auf der Opernbühne so sicher zu entfachen weiß.
Christian Thielemann führte die Sächische Staatskapelle Dresden ruhig und überlegt, was bei Thielmann natürlich immer noch Weltklasse bedeutet.
Nach der Pause stand Bruckners 4. auf dem Programm. Und hier entfesselte Thielemann einen Klangrausch wie man ihn beim diesem Werk schlichtweg kaum je zu hören bekam.
Mit unendlicher Feinheit ließ er jede noch so kleine Note, jede noch so unscheinbare Nuance prachtvoll zur Geltung kommen. Jedem Ton, jeder Stimmung spürte er nach und baute sie perfekt in den wunderbaren Klangkörper ein, den die Dresdner hier bereiteten. Durch alle vier Sätze hindurch präsentierte sich Thielmann als ein (wenn nicht der) unbestreitbarer Meister der Romantik. Mit einem perfekten Gefühl für Spannung, aber genauso mit beeindruckender Selbstverständlichkeit brachte er hier so viel Neues bei einer doch so bekannten Sinfonie zu Gehör. In den letzten Steigerungen am Ende des 4. Satzes überbot Thielemann sich noch einmal selbst und erzeugte eine einzigartige und unglaubliche Klangpracht.
Über diese wahre Sternstunde zu schreiben ist in vielerlei Hinsicht sinnlos: Mit Worten kann man diesen Abend der Superlative niemals würdigen.
Valentin Lewisch