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Ab 12. Juni 2015 in den österreichischen Kinos
MISS BODYGUARD
Hot Pursuit / USA / 2015
Regie: Anne Fletcher
Mit: Reese Witherspoon, Sofía Vergara u.a.
Reese Witherspoon bekam zwar ihren „Oscar“ als Schwarzhaarige, als tragisch-gequälte Gattin von Johnny Cash („Walk the Line“), aber sie war als komisches dummes Blondinchen Anfang des Jahrtausends mit „Natürlich blond“ ins Bewusstsein der Kinobesucher getreten, und seither ist sie dort als Komikerin verstaut, auch wenn sie sich jetzt (Jahrgang 1976, also derzeit gerade noch an den 40 vorbeischrammend) im allgemeinen anspruchsvoller zu geben versucht: Ihr Wüstentrip „Wild“ war zwar langweilig, aber ambitioniert, und „The Good Lie“, bei uns nie im Kino, die Geschichte von der Problematik, Immigranten wirklich zu helfen, war auch kein Komödienvergnügen, sondern sehr ernst gemeint. Bloß – damit erreicht man keine breiten Zuschauermassen (und in der Folge wohl auch nicht die Titelbilder und hohen Gagen). Also wieder – Komödie.
Reese Witherspoon hat Talent fürs Heitere, keine Frage, denn sie kann ihre Figuren mit Selbstironie angehen. Selbst in einer so schrillen, unrealistischen, ganz auf Slapstick und grelle Pointe ausgerichteten Komödie wie hier, wo Regisseurin Anne Fletcher geschmacklich keine Gnade walten lässt, versucht sie dennoch, einen echten Menschen darzustellen. Nämlich die einer verbissenen, ernsthaften, politisch korrekten, in jedem Detail vorschriftsmäßig agierenden Polizistin – und man weiß ja, wie humorlos die in den USA sind. Und das macht die Witherspoon zu Beginn so gut, dass man richtig Hoffnungen hegt – eine kleine glaubhafte Charakterstudie vielleicht?
Aber dergleichen lässt das Drehbuch nicht zu: Eine junge Frau, die so entschlossen alles richtig machen will, geht den Männern und vor allem den Chefs auf die Nerven (zumal, wenn einer von diesen, wie sich später herausstellt, vielleicht Dreck am Stecken hat?). Also bekommt Officer Rose Cooper den Auftrag, der eigentlich gar nicht gut gehen soll: Daniella Riva ist die Frau eines Drogenbosses und soll von Rose als Kronzeugin zur Verhandlung gebracht werden.
Wer dergleichen Filme ernst nimmt, Logik verlangt oder auch nur gesunden Menschenverstand, darf nicht hineingehen. Also erlebt man die unmöglichsten Turbulenzen, zumal alles – auch das Benehmen der temperamentvollen Latina – nach Schema F verläuft. Da muss sich Rose auch aus Überlebensgründen aus ihrer Uniform und den klobigen Stiefeln schälen und in eine Sexpuppe verwandeln – alles im Sinn der Handlung, sprich: der eher geistlosen Unterhaltung.
„Buddy“-Filme gibt es nicht nur zwischen zwei Männern, sondern auch zwischen Frauen, und je gegensätzlicher, desto besser. Also kann man dem braven, blonden All-American-Girl Witherspoon nichts Besseres entgegenstellen als Sofía Vergara als Inbegriff der vollbusig wogenden (alle denken immer noch an Sophia Loren!) und entsetzlich Krawall machenden Latina. Dass sie zu Beginn alle Schwierigkeiten der Welt provoziert und am Ende die beste Freundin ist … ja, auch das hätte man vorauszusagen gewagt.
Was gilt’s? Geistlose Unterhaltungsfilme gibt es viele, und wenn die Hauptdarsteller wenigstens vom Niveau her passen wie hier, muss man eigentlich nur dankbar sein. „Oscars“ gewinnt man damit keine – aber an der Kinokasse floppen wird’s auch nicht…
Renate Wagner