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ZÜRICH: L’ELISIR D’AMORE – Adinas „heimliche Träne“ für Nemorino”… Wiederaufnahme

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Zürich: L’Elisir d’Amore“ – Wiederaufahme 26.6.2015.  Adinas „heimliche Träne“ für Nemorino …

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Pavol Bresnik, Diana Damrau. Foto: Judith Schlosser

Die hübsche Produktion von Donizettis genialem Streich „L’Elisir d’Amore“ stammt aus dem Jahre 1995 (!) und hat ihren Charme und ihre Attraktivität über die Zeit bewahren können. Dies ist zuerst einmal der Konsistenz einer unprätenziösen Inszenierung zuzuschreiben, der nichts Modisches zu eigen ist und die einfach die mediterrane Stimmung des Geschehens in Sepia-Tönen (Bühnenbild und Kostüme: Tullio Pericoli) auf die Bühne des Opernhaues Zürich zaubert. Grischa Asagaroff  hatte hier eine seiner überzeugendsten Arbeiten abgeliefert, die auch kaum Staub angesetzt hat. Wohl war hie und da eine Übertreibung festzustellen, aber dies fiel nicht ins Gewicht. Auf der musikalischen Seite sorgte der junge Dirigent Giacomo Sagripanti für die Ausgewogenheit, musste aber den Chor (Einstudierung: Jürg Hämmerli) und das Orchester zuerst etwas lockern und dann bändigen, gelangte aber im Verlauf des ersten Aktes zu einer beschwingten Wiedergabe mit feinen Instrumentalsoli. Yulia Levin am stilgerechten Hammerklavier würzte die Rezitative mit „Tristan“-Zitaten: sehr witzig! Hauptattraktion war natürlich – auch diesmal wie schon bei früheren Wiederaufnahmen – eine geradezu  ideale Besetzung der vier Protagonisten. Da war Pavol Breslik, der hier in der Verkörperung des jungenhaft-schüchternen, aber nicht tölpelhaften und durchaus charmanten Nemorino seinen lyrischen Tenor durchweg passend einzusetzen wusste. Seine Stimme verfügt über einen schönen Klang, ohne tenoral aufdringlich zu sein, die Intonation ist sicher und das Legato, bei aller Wortverständlichkeit, höchst respektabel. Die Arie „Una furtiva lagrima“ sang er mit dem schönem Schmelz eines Lyrikers. Bravo! Mehr als bei seinem Alfredo überzeugte nun der sympathische Tenor mit seinem mehr lyrisch angelegten Nemorino, dies im Gegensatz zu den dramatischem Ausbrüchen seines Alfredo in der „Traviata“. Als seine charmante, witzige und auch etwas kratzbürstige Adina hatten wir das Vergnügen, Diana Damrau zu geniessen. Diese hervorragende Sängerin, die über eine bombensichere Technik verfügt, singt mit einer Selbstverständlichkeit, die die „Leichtigkeit des Seins“ geradezu Wirklichkeit werden lässt. Die Arie „Prendi per me, sei libero“ war wunderschön verhalten und sehr berührend gesungen. Als Adina ist Diana Damrau eine quirrlige, geistreiche Gutsbesitzerin, die von Anfang ihren Nemorino zugetan ist, dies aber nicht zeigt, sondern ihn ermuntert und auch provoziert, ihr endlich seine Liebe zu offenbaren. Die Blicke, die sie ihm bereits von Anfang an – heimlich – zuwirft, besagen alles. Es ist eine Freude, diese ausserordentliche Künstlerin mal nicht im koloratur-dramatischen Fach, sondern in einer lyrischen Rolle zu begegnen.  Als parlando-gewandter Dulcamara brillierte der stimmlich bestens disponierte Lucio Gallo und gewann mit treffendem Spiel als eigentlich letzten Endes sympathischer Quacksalber die Sympathien des Publikums. Massimo Cavalletti war als ironisierter Feschak – mit mehrmaligem Griff in den Schritt – der Offizier Belcore. Stimmlich bot er Hochkarätiges. Kurz und gut: Die Aufführung ist ein einziges ungetrübtes wahres Vergnügen – und das darf es doch wohl auch einmal sein!

John H. Mueller

John H. Mueller

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