Nationaltheater Mannheim: Festlicher Opernabend :“LE NOZZE DI FIGARO“, 28.06. mit Erwin Schrott, Roman Trekel und Amanda Majeski:
Die schöne Tradition der „Festlichen Opernabende“ bringt circa fünfmal im Jahr internationale Stars ans Nationaltheater Mannheim, die dann zusammen mit den Ensemblemitgliedern eine Vorstellung gestalten. Am 28.06. waren es Erwin Schrott („Figaro“), Roman Trekel („Conte di Almaviva“) und Amanda Majeski („Contessa di Almaviva“) in „Le Nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart nach einer Inszenierung von Johannes Schaaf aus dem Jahr 2005. Die traditionelle, auch ästhetisch ansprechende Produktion (Bühne und Kostüme: Stefan Aarfing) eignet sich sicher gut für kurzfristig angereiste Sänger, denen nur relativ wenig Probenzeit zur Verfügung steht. Auf einer Drehbühne zeigen sich die verschieden Räume des Schlosses, in denen die Handlung stattfindet. Die Zimmer sind dabei nur mit den notwendigen Requisiten wie Bett, Sessel, Schrank oder Schreibtisch ausgestattet, so dass die Szene trotz der relativ verspielten Kostüme und der großblumigen Tapeten an den Wänden nicht überladen oder extrem kitschig wirkt. Roman Trekel war ein eleganter Conte di Almaviva, der zwischen der durchaus noch vorhandenen Liebe zu seiner Frau und seinen zahlreichen Liebesabenteuern hin- und hergerissen ist, und dessen Nerven durch das ständige Durcheinander ziemlich gereizt sind. Fast meint man, er sei froh, dass am Ende alle Turbulenzen überwunden sind, und er wieder in Ruhe zu seiner Gattin zurückkehren kann. Das „Contessa, perdono!“ war dementsprechend innig und eindringlich gesungen. Auch sonst beeindruckte Roman Trekel mit seinem klar geführten, kernigen Bariton. Seine Arie „Vedrò mentr’io sospiro“ war einer der Höhepunkte des Abends. Erwin Schrotts Interpretation des Figaro ist immer wieder sehr sehens- und hörenswert. Sein natürliches und geistreiches Spiel wirkt nie routiniert, sondern immer frisch und spontan, so dass es auch in dieser Vorstellung eine Freude war, ihm zuzusehen. Auch sängerisch präsentierte er sich in Bestform und begeisterte das Publikum mit seiner voluminösen, warmen, individuell gefärbten Stimme. Amanda Majeski sang anstelle der erkrankten Barbara Frittoli die Gräfin und überzeugte durch ihre feinsinnige musikalische Gestaltung der Partie und ihr unaufdringliches, aber rollendeckendes Spiel. Keine leichte Aufgabe hatte sicherlich Ensemblemitglied Tamara Banjesević als Susanna, die ihr Rollendebut gab und mit lauter kurzfristig angereisten Kollegen zusammenarbeiten musste. Sie meisterte diese Situation jedoch souverän und war eine temperamentvolle, quirlige Susanna. Musikalisch gelang ihr besonders die Rosenarie hervorragend, die sie mit ihrem hellen, wohlklingenden Sopran voller Innigkeit gestaltete. Unter den übrigen Solisten stach vor allem Sung Ha als Bartolo mit seinem voluminösen Bass hervor. Das Orchester des Nationaltheaters Mannheim unter Generalmusikdirektor Dan Ettinger spielte mit leichtem, duftigem, aber dennoch tiefgründigen Mozartklang und war den Sängern ein einfühlsamer Begleiter. Am Ende begeisterter Applaus, nicht nur für die Stars, sondern auch für alle aus dem Ensemble besetzten Solorollen, insbesondre für Tamara Banjesević.
Gisela Schmöger