Dresden / Semperoper: DIE LETZTE „ZAUBERFLÖTE“ DER SAISON AN DER SEMPEROPER – 13.7.2015
Wenn W. A. Mozarts „Zauberflöte“ angekündigt ist, werden die Besucher immer wieder magisch angezogen, auch wenn die Inszenierung wie sie seit 2006 an der Semperoper läuft, bei vielen Besuchern für Enttäuschung sorgt. Diese, sich in den Vordergrund drängende Inszenierung ist, um es mit Claude Debussy zu sagen, „das Missverständnis eines Menschen an“ …Mozarts Oper mit Freimaurer-Bezug. Mit ihren infantilen Bühnenbildern wie aus einem schlecht gemalten Bilderbuch und den etwas obszönen Kostümen der Drei Damen der Königin der Nacht – und das alles von Achim Freyer – aus einer mehr als naiven Sicht, mit einigen witzigen Einfällen, aber auch zahlreichen primitiven zotigen Eindeutigkeiten „gewürzt“, enttäuscht so manchen Besucher – auch jugendliche –, am Ende siegt jedoch immer die Musik.
Die Sächsische Staatskapelle Dresden spielte mit gewohnter Akkuratesse und musikalischem Gespür. Am Pult stand mit eleganten Bewegungen Julia Jones.
Thilmann Rönnebeck hatte als Sarastro den nötigen Stimmumfang. Während seine Stimme anfangs noch etwas „flackernd“ wirkte, bewältigte er die zweite große Arie mit erstaunlicher Kondition und Sicherheit. Als seine Gegenspielerin, die Königin der Nacht, nahm sich Christina Poulici für ihre Arien etwas mehr Zeit als üblich, konnte aber ebenfalls besonders mit ihrer zweiten Arie punkten.
Wirkliche Glanzpunkte setzte Ute Selbig als Pamina. Sie gab der Oper wenigstens in dieser Rolle ihre Würde zurück. Ihre Stimme ist immer präsent. Sie erfasste die Rolle in ihrer gedanklichen Tiefe und sorgte in jeder Phase mit ihrer wunderbaren Stimme und bester Artikulation für Niveau und ein nachhaltiges musikalisches Erlebnis, dessen man sich gern erinnert.
Als Sprecher gab auch Markus Marquart, der für Tomislav Lucic eingesprungen war, der Oper etwas von ihrer Bedeutung zurück. Er verlieh dieser Gestalt nicht nur stimmliche Präsens, sondern auch wohltuende Würde, die an den eigentlichen Inhalt der „Zauberflöte“ erinnerte.
Als Tamino bewältigte Tomislav Muzek seine Rolle mit sehr guter Stimme und entsprechender Gesangstechnik, wenn man sich auch mehr Ausstrahlung gewünscht hätte, was allerdings bei dieser Inszenierung nicht leicht sein dürfte.
Die beiden Priester Julian Arsenault (Erster Priester) und Christopher Kaplan (Zweiter Priester) beschränkten sich im Wesentlichen auf den von der Regie vorgegebenen „Klamauk“ mit lauten Trommelschlägen und schrägen „Tönen“ aus einem zweifelhaften „Blasinstrument“, das wahrscheinlich keinen echten Ton hervorbringen kann.
Bei den drei Damen fungierte als Erste Roxana Incontrera, Angela Liebold als Zweite und Elisabeth Wilke als Dritte mit ansprechendem Gesang und guter Darstellung, soweit es die Regie zulässt.
Als Papageno hat Markus Butter seine Rolle gefunden und gab mit seiner Papagena ein „reizendes Pärchen“ ab. Christiane Hossfeld ist nach wie vor die unbestritten drolligste Papagena, die nicht nur gut singen, sondern auch entsprechend spielen kann und weit und breit in dieser Rolle ihresgleichen sucht.
Kinder auf der Bühne werden immer mit Wohlwollen aufgenommen. Das traf auch für die Drei Knaben der Aurelius Sängerknaben Calw zu. Sie konnten auch angemessen singen.
Timothy Oliver überzeugte als Monostatos noch mehr durch sein Spiel als seinen Gesang. Der Gesang der beiden Geharnischten geht meist in den Kulissen unter, was auch bei Merto Sungu nicht anders war, Evan Hughes wohltönende Stimme war da hingegen schon eher zu vernehmen.
Der Sächsische Staatsopernchor Dresden blieb – mit Ausnahme der Herren in Sarastros Gefolge – unsichtbar und wirkte trotzdem sehr präsent. Er kam erst für seinen wohlverdienten Applaus sichtbar auf die Bühne. In der Einstudierung von Wolfram Tetzner sorgte er u. a. auch für einen guten Schlussgesang, der sogar mit der Inszenierung versöhnen konnte.
Ingrid Gerk