BADEN/WIEN SOMMERARENA 18. 7.2015: “DIE FLEDERMAUS”
Als erstes seien alle Mitwirkenden bewundert: bei dieser Hitze mussten sie in diesen warmen “Gwandeln” singen und spielen!
Franz Josef Breznik ist wie immer ein umsichtiger musikalischer Leiter der Badener Produktionen. Er musizierte gekonnt und feinfühlig mit den von der Hitze geplagten Sängern. Die Regie von Alexandra Liedtke brachte nichts Neues. Die Inszenierung wird dominiert vom wenig schönen Bühnenbild von Philip Rubner, die Kostüme sind auch nicht viel hübscher, aber sicher sehr warm.
Im Trachtenanzug erschien schon der Prinzipal Sebastian Reinthaller vor dem Vorhang, machte aber keine Ansage, sondern spielte bereits Eisenstein. Wieder ein Direktor mehr, der sich immer wieder selbst besetzt. Einsparung?! Der Eisenstein ist sicher eine der besten Rollen des “Chefs”. Reinthaller spielt Reinthaller. Seine holde Rosalinde ist Barbara Payha, eine echte Operettendiva mit dem gewissen Charme. Die Stimme ist nicht sehr groß, aber schön und sicher geführt, hat ein nicht unbedingt markantes Timbre, ist aber warm und nie schrill. Adele, die kecke Zofe war die hübsche Weißrussin Katharina Melnikova. Eine sehr kräftige Stimme, nicht allzu sehr Soubrette, schon eher ins Lyrische gehend. Auch sie ist ein Spielteufelchen wie alle Beteiligten an diesen Abend. Ihre Schwester Ida/Olga Czerwinski aus der Ukraine, kommt auch aus dem russischen Sprachraum, so das die beiden Damen kleinste Dialoge in russisch führten, hatte einen gewissen Witz, auch wenn man es nicht verstand.
Eine Freude war das Wiedersehen mit Regina Schörg. Vor einigen Jahren noch selber eine großartige Rosalinde, ist der Fachwechsel geglückt und sie ist ein wunderbar witziger Orlofsky. Das Stimmvolumen von Regina Schörg ist allerdings nicht kleiner geworden und so hatte Baden einen Orlofsky, der an ein großes Opernhaus gehört.
Von Glen Desment als Alfred hätte ich mir mehr erwartet, aber die Stimme ist doch sehr klein, höhensicher – keine Frage, aber in den Ensembles hörte man sehr wenig von ihm. Größere Einlagen wurden ihm nicht gestattet, vielleicht wäre dann das Gesamtbild besser geworden. Warum er als Schotte auftreten musste, ist eine Frage und gleichzeitig ein schwacher Gag. Sebastian Huppmann als Falke klang ebenso wenig stimmstark, war aber auch sehr spielfreudig. Ebenso Andreas Jankowitsch, der mit viel Stimme den Frank sang. Als Darsteller ist Herr Jankowitsch immer ein Joker. Dr. Blind wurde von Franz Malik sehr wenig verstottert. Unauffällig der Ivan von Ovidiu Cozma.
Warum man eine Kabarettisten wie Rudi Roubinek für den Frosch engagiert und ihm dann den Text streicht ? So wackelte er halt als “Bsoffener” über die Bühne, das hätten Beppo Binder oder Franz Födinger auch gekonnt.
Das Publikum hielt tapfer durch, keine Flucht nach der Pause. Als man um 22.30 Uhr das Freilichttheater verließ, war es immer noch dampfig schwül und heiß
Elena Habermann
Elena Habermann