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STUTTGART/ Killesberg: LA TRAVIATA – Gastspiel Venezia Festival Oper fällt ins Wasser

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DAS LIEBESDRAMA FÄLLT INS WASSER
Giuseppe Verdis “La Traviata” mit der Venezia Festival Opera am 14. August 2015 auf dem Killesberg/STUTTGART

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Lauren Francis als Violetta Valery. Foto: Venezia Festival Opera

In der betont konservativen Inszenierung von Nadia Hristo konnte sich die Sensibilität und Zerbrechlichkeit Violetta Valerys in der Gestaltung durch Lauren Francis dennoch transparent entfalten, auch wenn der Beginn eher schwach und verhalten wirkte. Im Jahre 1850 wurde es von der Zensur als Provokation empfunden, eine Kurtisane zur Protagonistin zu machen. Davon ist man heute glücklicherweise weit entfernt. Leider machte bei dieser Aufführung aber das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung – und man musste die Vorstellung schließlich aufgrund der nicht enden wollenden Wassermassen schon im ersten Akt abbrechen. Lauren Francis machte durchaus deutlich, dass sie als selbstbewusste Frau ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten vermag. Rafael Cavero als Alfredo Germont war ihr in diesem Zusammenhang ein ebenbürtiger, wenn nicht sogar überlegener Partner, der seinen Kantilenen eine elektrisierende Strahlkraft verlieh.

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Copyright: Venezia Festival Opera

Der umsichtige und auf klangliche Durchsichtigkeit Wert legende Dirigent Stellario Fagone ließ das fundamentale Ereignis von Liebe und Tod schon im Vorspiel zum ersten Akt deutlich werden. Die Vorwegnahme des tödlichen Ausgangs blieb somit immer greifbar. Dies zeigte sich vor allem beim Anfang des Vorspiels in h-Moll mit seinen geteilten Violinen in hoher Lage. Und die emphatische Kantilene der Streicher stand für Violettas aufrichtige Liebe. Dass die Sozialstruktur aber die tiefere Ursache für das eigentliche Scheitern dieser Liebesbeziehung ist, unterstrich Nadia Hristos Inszenierung zumindest im ersten Akt nicht. Das verhaltene Seelengemälde kam hier jedenfalls besser zum Vorschein wie die furios geballte Dramatik oder der berückende Zauber der Parlandoszenen. Wort- und Tonseele gestalteten die Sängerinnen und Sänger aber glaubwürdig (Bühnenbild und Kostüme: Rada Hadzhiyska; Choreografie: Nikolay Serafimov). In weiteren Rollen sind bei dieser Aufführung Alexander Krunev als Giorgio Germont, Emiliya Dzhurova als Flora Bervoix, Mariya Ivanova als Zofe Annina, Ivaylo Yovchev als Gaston, Teodor Popov als Baron Douphol, Lyubomir Petkov als Marquis d’Obigny, Vladimir Nikov als Doktor Grenvil und Vasil Aladzhov als Giuseppe zu sehen.

Die künstlerische Gesamtleitung dieser Produktion hat Andrey Andreev, der man beim nächsten Mal mehr Glück wünscht.
 
Alexander Walther

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