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SALZBURG/ Festspiele: IL TROVATORE

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Salzburger Festspiele: IL TROVATORE 17.8.2015

Unbenannt 
Anna Netrebko. Foto: Salzburger Festspiele/Karl Forster

 Der Troubadour hat von Verdis berühmter Trias mit Rigoletto und Traviata zusammen vielleicht den schwersten Stand aufgrund seiner verwirrten Handlung. Es geht letztendlich um Rache wie auch bei Rigoletto, ein Thema, bei dem sich Verdi besonders entflammen kann, und das beim Publikum auch immer Urinstinkt-artige Gefühle freisetzt. Bei Rigoletto misslingt die Rache (am Herzog) bekannterweise, beim Trovatore gelingt sie, da durch die Hinrichtung Manricos,der der leibliche Bruder Graf Lunas war, die auf dem Scheiterhaufen geendete Mutter Azucenas nun gerächt ist. Es stimmt also, dass Verdi zu dieser Zeit die wildesten und verworrensten Geschichten, die sich zumeist auch in Spanien abspielen, so auch ‘Macht des Schicksals’ und Ernani zu entsprechend oft ausbruchsartigen heftig romantischen Kompositionen inspirierten,  eine ‘engelhafte’ Liebesbeziehung, die aber nahe am Verrat wie Trovatore und Traviata vorbeischrammt, geben Verdi immaterielle sublime Phrasen für Leonore oder für Manrico eine Arie ‘Tu…agli angeli’ ein.-  

 In das prägnante, dabei nie schwergängige Spiel der Wiener Philharmoniker kann Gianandrea Noseda, GMD des Teatro Regio Turin, seine Italianità einbringen und einen sehr bewegten bewegenden Klangteppich für die Aufführung legen. Die mit musikalischen Mitteln gestaltete Erzählung von der Scheiterhaufen-Verbrennung kann einem kalte Schauer den Rücken herunterjagen, dazu werden Harfen- und Streicherglissandi bei den ‘immateriellen’ Stellen zu wogenartigem Aufrauschen gebracht. Da kann die Bühne nicht mithalten. Alvis Hermanis verlegt die Geschichte in einen Museumssaal mit immer denselben Porträtgemälden und Madonnenbildern, die aus derselben Epoche stammen (etwa Dürer, Cranach bis Botticelli), indem die Protagonisten entweder als Museumspersonal (auch Ferrando, Leonora und Azucena) oder als aus den Bildern mutierte Personen in Kostümen der Handlungszeit (Eva Dessecker) agieren.

 Das kann aber nur ‘halbszenisch’ gelingen, da Personenführung und Choreographie durch die teils monumentalen Bilder determiniert sind. Die Protagonisten und die Kriegschöre beider Parteien sind alle in rot gehalten.

Der Wr Staatsopernchor wurde von Ernst Raffelsberger einstudiert und singt recht annehmbar. Einen alten Zigeuner gestaltet Matthias Winkler. den Ruiz und einen Boten gestaltet ohne Tadel Bror Magnus Todenes tenoral. Den Ferrando gibt Adraian Sampetrean besonders bei Vergegenwärtigung der Vorgeschichte mit bassaler Verve und bester Prononcierung. Die Kurzrolle der Ines gibt Diana Haller mit zupackendem rundem Mezzo.

Ekaterina Semenchuk kann als Azucena richtig ‘abgehen’, wobei sie das genrehaft Zigeunerhafte nie übertreibt und ihr ein schön durchgebildeter Mezzosopran zu Gebot steht. Sie bringt im Dialog mit ihrem Sohn abwechslungsreiche Farben ein. Auf der Männerseite, Ausnahme Ferrando, eher Schatten: Artur Rucinski ist für mich kein echter Verdi Bariton, da er zu hellstimmig verbleibt und sich manchmal nicht gegen das zugegeben weit oben spielende Orchester durchsetzen kann. Sein Bariton hat aber eine spezifische Farbe, die er in seine subtilen Gewaltaktionen einbringt, die man ihm als ganz smarte Person gar nicht zutraut. Von der Gestalt her ähnlich Francesco Meli als Manrico dessen feintimbrierter Tenor in der Höhe aber zu Wünschen übrig läßt. Keine Wünsche bleiben bei der Leonora der Anna Netrebko offen. In allen Lagen creiert sie einen innigen Part mit schmelzenden Tönen und kann besonders mit ihrer dramatisch aufgegangenen Mittellage ‘wuchern’. Hoffentlich werden wir sie noch in Wagner-Rollen erleben.                                                

Friedeon Rosén

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