3.9.2015 – Krypta der Peterskirche, Wien – „LA TRAVIATA“
Es ist schon paradox: Die Agentur “In höchsten Tönen” präsentiert ihre Veranstaltungen in der tief unter der Peterskirche gelegenen Krypta. Nach dem “Don Carlo” im Juli ist das nun die zweite Oper, die von der umtriebigen Veranstalterin Dorothee Stangelmayr in diesem intimen Rahmen präsentiert wird. Geplant ist, im nächsten Jahr jeden Donnerstag eine Oper zu spielen. Dabei entsteht hier durch die räumlichen Gegebenheiten ein unmittelbarer Kontakt zu den Künstlern. Fast könnte man meinen, man habe sich eine Truppe ins eigene Wohnzimmer eingeladen.
Die Traviata wird von einem dreiköpfigen Sängerensemble und einer Pianistin in einer stark komprimierten Form dargeboten. Als Szene dient eine große Sitzgruppe, die an den legendären Club2 des ORF erinnert, aber besser zur Handlung passt als die Szene der aktuellen Staatsoperninszenierung. Das Ensemble DOLCIssimo besteht aus der Sopranistin Akiko Forster, dem Tenor Thomas Reisinger und dem Bariton Kiril Chobanoff. Am Klavier werden sie von Maria Bachmann unterstützt. Leider hat der Bariton bei dieser Voraufführung noch unter einer eben überstandenen Verkühlung gelitten und aus diesem Grund seine große Arie ausgelassen. Schade, denn es war von einer Indisposition kaum etwas zu merken und die Stimme hat ein angenehmes Timbre und ist sehr gut geführt. Die Legatophrasen waren sehr schön auf Atem gesungen. Seinem Bühnensohn hat er diese Kultur leider nicht vererbt. Thomas Reisinger singt mit viel Kraft aus dem Hals und hat bei der Stütze der (seltenen) Piani seine liebe Not. Auch seine Partnerin setzt zu viel auf Kraft und lässt die Stimme nur selten frei strömen.
Maria Bachmann begleitete auf dem Flügel mit recht hartem Anschlag, war den Sängern aber eine sichere Stütze.
Es ist für die offizielle Premiere am Samstag durchaus noch Luft nach oben und zu hoffen, dass der Bariton bis dahin wieder zur Gänze einsatzfähig ist.
Wolfgang Habermann