HINEIN INS RAMASURI AM WOLFGANGSEE ! Premiere “Im weißen Rössl” am 6.9.2015
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Sigrid Hauser, Carsten Süss, Copyright: Barbara Palffy/Volksoper
Hochsaison im heimischen Operettenland mit dem “Weißen Rössl”: Gleich im Dreierpack wurde dieser an musikalischen Hits überreiche Evergreen von Komponist Ralph Benatzky (plus der Mithilfe von xx anderen arrivierten Textern, Liederschreibern, Bearbeitern) in den Sommerwochen von Mitgliedern der Wiener Volksoper präsentiert. Ex-Volksoperndirektor Rudolf Berger produzierte dieses 1930 in Berlin uraufgeführte Singspiel im Hof der imposanten Kufsteiner Festung, Volksopern-Tenor Karl-Michael Ebner als sommerlicher Intendant des Musikfestivals Steyr im Burggraben des Schlosses Lamberg. Beide gestützt vor allem von Freunden und Künstlerkollegen aus der Volksoper – beliebten und weniger bekannten, verdienten und ausgedienten.
Die Phantasie zu einer eigenen unterhaltsamen modernen Schöpfungen oder Show, wie es zu Benatzkys Zeiten noch so üblich gewesen war, geht ihnen allen hier zu Lande zur Zeit zwar so ziemlich ab, doch ihr Handwerk beherrschen sie. Ja, und gleich zu Beginn der neuen Saison hat sich nun auch das Wiener Stammhaus des Trubels rund um die Rössl-Wirtin wieder für sein Repertoire angenommen. Und da “Im weißen Rössl” wohl zu den allerbesten Stücken in der Unterhaltungsbranche des 20. Jahrhunderts zählt, ist auch diese muntere wie lebendige Einstudierung am Premierenabend mit großem Beifall angenommen worden.
Diesmal am Regiestand werkend, aktiv, schon sehr aktiv und vital: Josef E. Köpplinger, der österreichische Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Seine erfolgreiche Münchener Produktion hat er nun adaptiert in die Volksoper übertragen. In einer Rekonstruktion der Originalfassung – musikalisch vor allem mit so einigem mehr an jazzigem Swing und Blechbläser-Karacho. Und dazu kommt im opulenten Aufwand der Inszenierung mit ihrem ungehemmten Bewegungsdrang noch eine saftige Portion an urigem Gejauchze, Bauern-Dodeleien und klamaukigen Gags all der Lederhosen-Träger. Klar, locker ist zu ertragen, dass Köpplinger in seiner sarkastisch überzeichnenden Manier kein Sentiment einfließen lässt. Und dass er es so angelegt hat, dass sich der Zuschauer nicht so ganz wirklich in die Rössl-Wirtin (Sigrid Hauser) oder in ihren Zahlkellner Leopold (Daniel Prohaska) zu verlieben vermag. Manch alteingesessener Rössl-Stammgast dürfte dies weniger gustieren, aber bitte, uns allen schmalziges Liebesglück zu entziehen ist als durchaus aktuell anzusehen.
Sängerisch? Im Haus hat es wohl schon verführerische Stimmen gegeben. Bleibt aber in diesem Getümmel nebensächlich. Jedenfalls ist alles auf seine Art gut gemacht: Ausstatter Rainer Sinell setzt in seinen Kostümen auf Landluft und in der Szenerie mit sanften Wellenspielchen und schneebedeckten Bergen (begehbaren!) auf triefendes Blau und schicke Augenweide. Choreograph Karl Alfred Schreiner muss sich trotz der vielen spritzigen Tanzrhythmen mit neckischer Staffage begnügen. Dirigent Michael Brandstätter passt sich den Vorgaben an: knackig. Und weiters tummeln sich da fesch herum: Bernd Birkhahn und Mara Mastalir als Giesecke und seine Tochter Ottilie, Hans Dieter Knebel und Juliette Kahlil (Professor Hinzelmann und Töchterchen Klärchen), etwas unterbelichtet Markus Meyer als schöner Sigismund, Carsten Süss (Dr. Siedler) und Franz Suhrada als des Kaisers Kammerdiener Ketterl.
Ja, der Kaiser! Franz Josef. Total vertrottelt ist er hier. Doch Wolfgang Hübsch mimt dies mit absoluter Eleganz. Und der junge Piccolo, Simon Fischerauer, müsste es bald zu einem echten Zahlkellner bringen. Noch dazu, nicht original doch ein bisschen originell: Helga Papouschek geleitet das Publikum als Reiseleiterin (und auch anders vermummt) durch die Turbulenzen am Wolfgangsee. Und wenn auch diese neue Produktion nicht auf den Charme des Stückes zielt: das ganze Ramasuri rund um die resche Rössl-Wirtin, es passt.
Meinhard Rüdenauer