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ZÜRICH: BRUCKNERS „ACHTE“– Ein gewaltiges Klang-Gebäude

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Bruckner Achte, 27.9.2015: Ein gewaltiges Klang-Gebäude


Fabio Luisi

Fabio Luisi stand gute drei Stunden nach seinem fein ziselierten Dirigat von Verdis Alterswerk „Falstaff“ am Abend gleichen Sonntags am Pult der grossartig aufspielenden Philharmonia und dirigierte Bruckners Achte. Und zwar hatte sich Luisi für die Erstfassung dieses Gipfelwerks Bruckners entschieden. Diese ist nicht nur um Einiges länger ist als die Zweitfassung, sondern wirkt auch auf uns heutzutage als viel moderner und zukunftsweisender wirkt als die von Bruckner auf die abweisende Kritik von Hermann Levi revidierte Zweitfassung. Die Philharmonia war in Grossbesetzung angetreten und sprengte klanglich fast den Raum des Opernhauses Zürich. Da das Haus aber über eine eher trockene Akustik verfügt, gereichte dies gerade hier und jetzt zum Vorteil in der fulminanten Wiedergabe der Achten. Jede Linie, jeder Einsatz, jede Harmonie war erkennbar in Deutlichkeit und Klarheit. Nichts Aufgesetztes an Pathos, Übertreibung, in der Agogik der Übergänge störte hier den Zugang zu dieser „musikalischen Kathedrale“. Das Gebäude wurde gebaut und stand in seinen Grundfesten. Luisi liess die Achte quasi aus sich selbst entstehen. Er war der Inspirator dieser Interpretation, der so nichts Werkfremdes, Eitles, Wohlgefälliges zu eigen war. Das lange Adagio war eine Offenbarung und das hier an 2. Stelle stehende Scherzo hatte wirklich etwas vom „deutschen Michel“ an sich (was wahrlich nicht zum Lachen ist!) und die Ecksätze waren solide und zugleich nicht trotzig gebaut. Nicht aus Stein gemeisselt, wie manche Bruckner-Interpretation, sondern fast nüchtern, aber durchaus beseelt.

John H. Mueller

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