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TAFFE MÄDELS

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Ab 5. Juli 2013 in den österreichischen Kinos
TAFFE MÄDELS
The Heat  /  USA  /  2013
Regie: Paul Feig
Mit: Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Marlon Wayans u.a.

Die Mädels mögen zwar  “taff” sein (so übersetzt man offenbar das amerikanische “tough”), aber sie fegen so primitiv-rabiat durch die Gegend, dass es schwer fällt, ihnen Sympathie entgegen zu bringen. Seltsamerweise gelingt das den ganzen Film hindurch nicht, darum hängt diese Frauen-Power-Komödie ganz schön schief.

Erst muss sich Sandra Bullock als Sarah Ashburn lächerlich machen (und es tut einem in der Seele weh, in dieses von operativen Straffheits-Maßnahmen beschädigte Gesicht zu sehen, das die klassische Starre jener angenommen hat, bei denen der Chirurg nicht hundertprozentig erfolgreich war): Die FBI-Agentin wird von ihren männlichen Kollegen sichtlich nach allen Regeln der Kunst mit verächtlichen Blicken gemobbt, aber dann ist natürlich sie es, die bei der Hausdurchsuchung die Drogen aufstöbert, die von den Herren der Schöpfung übersehen worden wären… Beliebt macht sie das natürlich nicht.

Als man sie nach Boston strafversetzt, wird sie mit einer dortigen Straßen- und Streifenpolizistin zusammen gespannt, und da haben wir das zweite harte Mädchen – die füllige, nein, sagen wir es politisch unkorrekt, fette und gnadenlos durch die Welt stürmende Melissa McCarthy als Officer Shannon Mullins, die natürlich grundsätzlich mit niemandem arbeiten will, schon gar nicht mit einer hochmütigen FBI-Zicke, die tatsächlich ganz schön auf so viel „White Trash“ herabsieht.

Cops kommen im Kino, wie man weiß, paarweise, und schon viele Männer-Paare haben sich zusammen gerauft. Also auch hier. Mit welchem Ergebnis? Nein, es wird keine sympathische Komödie aus diesem Zusammentreffen, wenn sie sich auch im Interesse des Falls (ein russischer Drogenboß soll geschnappt werden) einigermaßen annähern  müssen. Aber all das geschieht mit allergröbstem Humor, der nur die niedrigsten Instinkte anspricht. Regisseur Paul Feig hat, so möchte man annehmen, die Damen ununterbrochen aufgereizt, sich so schrill und unmöglich wie möglich aufzuführen…

Sicher, es gäbe bedenkenswerte Elemente – dass eine dicke Frau Cop ist, die daheim eine Prolo-Familie voll von Kriminellen hat, wäre ein solcher Aspekt. Und dass Frauen es in so klassischen Männerberufen wie bei der Polizei  verdammt schwer haben, auch. Aber schließlich muss sich die zuerst so hochmütig zurückhaltende Bullock der enthemmten McCarthy anpassen – und was da über die Leinwand fließt, ist eine Orgie schlechten Geschmacks. Dergleichen bedienen sonst im US-Kino die Männer, ob sie Adam Sandler heißen oder gerade wieder einmal ein „Hangover“ erleben: Dass Sandra Bullock in ihrem Wert schon so weit gesunken ist, dass sie Comedy aus der untersten Lade spielt, kann man nur bedauern…

Am Ende funktioniert die Schwesternschaft zwischen der Verschreckten, die sich hinter ihrem Hochmut versteckt hat, und der Enthemmten, die unter der ganzen Ordinärheit, die sie herauslässt, ja offenbar doch ein empfindsames Seelchen (!) versteckt: Wie es die Klischees so wollen. Zwei einsame Herzen finden einander – nein, nicht „so“, auf rein menschlicher, wie gesagt, schwesterlicher Ebene.

Auch wenn das auf schrecklich kitschige Art geradezu „rührend“ ist – noch einmal möchte man den beiden wirklich nicht begegnen. Man sucht doch nicht freiwillig Leute noch einmal auf, die sich schon beim ersten Mal als schlechte Gesellschaft erwiesen haben…

Renate Wagner

 

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