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KIEL: MADAMA BUTTERFLY. Premiere

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Kiel: Agniezka Hauzer begeistert als „Butterfly“. 14. 12. 2013

Von Horst Schinzel

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Agnieszka Hauzer (Cio Cio San), Rosanne van Sandwijk (Suzuki), Kristina Fehrs (Kate Pinkterton). Foto: Olaf Struck

Der Komponist Giacomo Puccini (1858 – 1924) hat mit seiner Oper „Madame Butterfly“ aus dem Jahre 1904 eines der traurigsten Stoffe der Opernliteratur bearbeitet. In seiner veristischen Musik liegt eine ungeheure Spannung – vor allem, wenn sie mit soviel Drive wie bei dieser Premiere am Sonnabend im Kieler Opernhaus voran getrieben wird. Ganz besonders aber ist es der Abend der polnischen Sopranistin Agnieszka Hauzer. Sie begeistert in der Titelrolle. Ihre großartige Gestaltung der Rolle der jungen Japanerin, die sich in einen Nichtnutz eines amerikanischen Seeoffiziers verliebt, lässt die traurige Handlung allgemein gültig und zeitlos werden. Dieser F.B. Pinkerton sieht eine reizvolle Abwechslung der langweiligen Stationierung im abgelegenen Nagasaki darin, ein Haus zu mieten und eine junge – der Handlung nach gerade 15 Jahre alte Japanerin – auf Zeit zu heiraten. Für Cio-Cio-San aber ist diese Heirat eine ernsthafte Angelegenheit auf Lebenszeit. Der freischaffende Regisseur Matthias von Stegman arbeitet in Kiel den Zusammenprall der Kulturen eindringlich heraus.

In dem exotischen Bühnenbild von Walter Schütze begeistert Agnieszka Hauzer mit ihrer Gestaltung der Titelrolle. Darstellerisch großartig füllt ihre große – und schön geführte – Stimme mühelos Bühne und Saal. Herzzerreißend ihre Darstellung der Verlassenheit. An ihrer Seite ist Yoonki Baek ein überzeugender F.B. Pinkerton. Glaubhaft in der Verführungsszene, aber auch in seiner Erschütterung, als er erkennen muss, welche Folgen seine Leichtfertigkeit gehabt hat. Rosanne van Sandwijk gefällt sängerisch als Dienerin Suzuki. Ihre Darstellung ist über weite Strecken etwas steif. Der Japaner Tomohiro Takada ist der rollengemäß nüchterne Konsul Sharpless. Sehr blass leider Kristina Fehrs als Kate Pinkerton. Barbara Kler hat den die Verwandschaft gebenden Opernchor exakt einstudiert.

Der Erste Kapellmeister Leo Siberski leitet das Philharmonische Orchester mit sehr viel Schwung. Anfängliche Nervosität ist schnell überwunden. Der Regisseur Matthias von Stegmann hat eine japanische Mutter. Man mag ihm zutrauen, dass er mit japanischer Mentalität vertraut ist. Das mag erklären – und entschuldigen -, dass er der derzeit immer mehr um sich greifenden Marotte verfällt, dass in der Oper geraucht wird. Wozu? Dass der Zigarette der Fair der Eleganz und des Sinnlichen anhaftete, ist in der Gesellschaft längst überwunden.

Das Premierenpublikum ist begeistert und feiert alle Mitwirkenden lang und anhaltend.

 

Weitere Aufführung: 28. Januar 2014, 19.30 Uhr.

 

 

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