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WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER – mit neuer Marschallin

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Wiener Staatsoper

HOCHKARÄTIGES REPERTOIRE:“DER ROSENKAVALIER“ MIT NEUER MARSCHALLLIN (19. Dezember 2015)


Stephanie Houtzeel, Chen Reiss. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Letzter Advent- Einkaufs-Samstag vor Weihnachten. Im Zuschauerraum der Wiener Staatsoper findet man fast  nur Touristen; auf der Bühne  – mit Ausnahme einer neuen Marschallin aus Dänemark –  beginnt eine gediegene Repertoire-Vorstellung mit dem gesamten Wiener Ensemble. Und das kommt tatsächlich aus aller Welt: Octavian ist Deutsch-Amerikanerin, Sophie stammt aus Israel, Annina aus der Ukraine und nur Baron Ochs ist ein Original-Wiener. Der Dirigent wurde in Budapest geboren und der Tenor beim Lever der Marschallin ist Chinese. Eine  friedliche, globale Musiker-Familie – warum nicht auch in der Wirtschaft und in der Politik? Jedenfalls  verwandelt sich die „Komödie für Musik“ von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss im Laufe der anschließenden  mehr als vier Stunden zu einer hochkarätigen Reprise eines Werkes, das voller Lebensweisheiten steckt. Oder gibt es besseres über die rätselhafte Beschleunigung der Zeit, über die „Leichtigkeit“ des „Loslassens“ und die schmerzende Ambivalenz des tatsächlichen Abschieds. Für mich gehört der „Rosenkavalier“ jedenfalls  zu den wichtigsten Werken des 20.Jahrhunderts (UA 1910 in Dresden) nicht nur „Wozzeck“, „Peter Grimes“ oder „Jenufa“! Die prunkvolle Inszenierung von Otto Schenk (Ausstattung von Rudolf Heinrich)  aus dem Jahr 1968 hält sich an die Vorgaben des Originals und wurde bereits 368 Mal gespielt. Nun diesmal stand mit Adam Fischer ein Routinier am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper, der zwischen Temperament und Melancholie die ideale Balance fand und der die Sänger wunderbar unterstützte.

Vor  allem Stephanie Houzeel hat sich deutlich gesteigert. Die Stimme hat an Volumen zugelegt, die gefürchteten Stellen am Ende des 1.Aktes werden diesmal bewältigt. Das burschikose Spiel passt ideal. Leider benötigt die neue Marschallin längere Zeit, um mit ihrem 17jährigen „lover“ mitzukommen. Ann Petersen (anstelle von Anja Harteros) beginnt mit gaumiger Mittellage und einem manierierten (ungestützten)Piano. Doch spätestens ab dem Zeitmonolog bietet sie eine achtbare Leistung – im 3.Akt spielt sie ihre „dramatische Karte“ aus.

Ausgezeichnet auch der neuerliche „Einspringer“ für Peter Rose – Wolfgang Bankl als Baron Ochs. Die Höhen sitzen, die „tiefen Töne“ sind da, das Parlando ist köstlich. Wunderbar auch die Sophie von Chen Reiss. Vor allem die Rosenüberreichung und das Finale singt sie mit silbrig-schwebenden „Rosenton“. Und im gefürchteten Terzett hält mit der neuen Marschallin (die auch Elsa, Senta und Isolde singt) voll mit.

Bleiben noch die vielen kleineren Rollen zu erwähnen. Jochen Schmeckenbecher ist ein vokal großartiger Faninal, Caroline Wenborne eine dramatische Leitmetzerin. Benedikt Kobel und Zoryana Kushpler sind als Duo Valzacchi und Annina ein Intrigantenpaar „de luxe“. Markus Pelz dreht als Notar auf und Alexandru Moisiuc als Polizeikommissär. Peter Jelosits ist ein Belcanto-Wirt. Und der „italienische Sänger“ aus China – Jinxu Xiahou – singt mühelos seine Arie, die sonst oft so vielen Kollegen echte Mühe bereitet.

In gewohnter Form auch der Chor der Wiener Staatsoper (Leitung Martin Schebesta).

Bei den Vorhängen Jubel für eine Repertoire-Vorstellung, die gediegen begann und hochkarätig endete.

Peter Dusek

 

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