KATAPULT-START MIT ROSSINI: OLGA PERETYATKO IM KONZERTHAUS (9.1.2016)
Olga Peretyatko. Copyright: Marc Rohde
Russische Diven sind im Vormarsch! Einer der neuen Stars heißt Olga Peretyatko, geboren in Petersburg, international entdeckt beim Rossini-Festival in Pesaro 2012. Sie ist bildhübsch, hat Charme und ein echtes Opern-Temperament. Dazu kommt eine samtig-dunkle Koloratur-Stimme, Musikalität und Raffinement im Vortrag.
Vor 10 Jahren begann sie im Opernstudio von Hamburg. Inzwischen hat sie von der MET bis Paris, von Salzburg bis zur Wiener Staatsoper, von Berlin bis zur Mailänder Scala alle wichtigen Opernhäuser „erobert“. Demnächst ist sie als Gilda neben Juan Diego Florez im Haus am Ring angesetzt. Als „Einstimmung“ gab es am 9.Jänner 2016 im Wiener Konzerthaus einen Rossini-Abend, der Teil einer Promotion Tour zu einer neuen CD ist, die soeben bei Sony-Classic unter dem Titel „Olga Peretyatko –Rossini“ erschienen ist. Und zwar mit einem Orchester aus Bologna, (Dirigent Alberto Zedda).
Beim Arien-Abend im Konzerthaus musizierten hingegen die Mitglieder der Accademia Bizantina aus Ravenna unter ihrem jungen „Chef“ Ottavio Dantone. Die Voraussetzungen für einen unvergesslichen Abend waren also gegeben. Und doch: der entscheidende „Funke“ sprang einfach nicht und nicht über. Es gab herzlichen Applaus, auch viele Bravos. Aber so qualitativ hochkarätig der Abend war – das Wunder der „Ekstase“ stellte sich einfach nie ein. Vielleicht lag es am Programm – 6 Arien aus „Il Viaggio a Reims“, „Il Turco in Italia“, „Semiramide“, „Tancredi“ und „Mathilde di Shabran“ (+ Ouvertüren +Gewittermusiken) im offiziellen Teil – das war nicht gerade „üppig“.. Auch bei den Zugaben gab es nur eine Arie – und zwar die Auftritts-Szene von Rosina in der Sopranversion des „Il Barbiere di Siviglia“. Und spätestens da fiel auf, dass Olga Peretyatko offenbar Angst vor gehaltenen Spitzentönen hat. Zumindest am 9.Jänner im Konzerthaus.
Die Stärke ihres Singens ging vom schönen Timbre, von sitzenden Koloraturen aus – nicht von der Faszination der „Stratosphäre“. Aber das scheint mir das wahre Dilemma von jungen „Superstars“ zu sein. Es geht zu schnell, alles wird „gepusht“. Marketing ist Trumpf! Frau Peretyatko hat in Wien bisher nur Elvira in Puritani gesungen. Aber sie tritt nun schon bei „Great Voices“ auf – eine Serie, in der man an Florez bis Netrebko also an die „Superstars“ von heute denkt. Es gibt schon eine CD (samt Signierstunde) und außerdem beweist die schöne Russin ihr Bühnentemperament – sie moderiert in bestem Deutsch (immerhin hat sie auch in Salzburg studiert) ihre spezielles Rossini-Programm. Hoffentlich hält sie das Tempo durch, das ihr von ihren Managern zugemutet wird und überwindet die Furcht vor den Spitzentönen. Olga Peryatkova ist ein Supertalent ohne Zweifel. Vielleicht wird sie eines Tages auch ein „Superstar“!Jetzt ist sie erst auf dem Weg dazu…
Peter Dusek