Wiener Konzerthaus: „DIE BARTHOLOMÄUSNACHT“
Huelgas Ensemble unter Paul Van Nevel
Wie kommt mir doch dieser Glaubenskrieg einer Religion bekannt vor, so heutig war ein Thema schon lange nicht.
Zwei sehr berühmte Opern behandeln auf allerdings unterschiedliche Weise diese heikle Thema. Meyerbeer mit seine „Hugenotten“ und Pfitzner mit dem historischen „Palestrina“ in dem Graf Luna, spanischer Abgeordneter aufruft „die Protestanten zum Konzil einzuladen“. Damals noch alle Lutherianer, auch da gab es später heftige Spaltungen und auch die waren alles andere als unblutig. Ein Beispiel dafür liefert eine weitere Meyerbeer Oper, „Der Prophet“, die Geschichte der Wiedertäufer. Eine unselige Produktion dieses Werkes lief kurze Zeit in der Ära Holender an der Wiener Staatsoper, diese konnte auch die Promibesetzung Baltsa – Domingo nicht retten.
Teil I. „Die Psalmen der Hugenotten“
Die Werke der Hugenottischen Komponisten klingen etwas einfacher als die der Katholiken, der Italiener, welche natürlich von der Medici Königin gefördert.
Sehr eindruckvoll dennoch die Werke von Claude Goudimel (1514 – 1572), sein Geburtsjahr könnte auch 1500 sein. In diesen Zeiten waren auch die Einträge der Kirchenbücher nicht immer die Genauesten. Er war wahrscheinlich ein Schüler Josquin Desprez. In Rom war er Mitbegründer einer Musikschule aus der wahrscheinlich auch Palestrina hervorging. Er war Hugenotte und wurde Opfer der Bartholomäusnacht. Claude Le Jeune (1528 – 1600) war ein franko-flämischer Komponist und natürlich Hugenotte, der auch viel in der Schweiz arbeitete und besonders am Genfer Psalter, der erst nach seinem Tode 1601 erschien.
Jacques Mauduit (1557 – 1627) entstammte einer Adelsfamilie und erhielt auch Unterricht in der italienischen und spanischen Sprache. Anzunehmen, dass auch er Hugenotte war, auf alle Fälle galt er als sehr mutig und verhalf Le Jeune und sich selber am Ende des Hugenottenkrieges zur Flucht. Von Jean Servin (1530 – nach 1595) weiß man eigentlich nur über seine Arbeiten zur komplexen Polyphonie, die Schrecken der Bartholomäusnacht hat er überlebt.
Teil II. „Feierlichkeiten nach dem Massaker“
Nach der Ermordung vieler Tausender, nur weil sie Gefallen an Reformen fanden, feierte die katholische Lobby, angeführt von Rom und der Medici Königin Katherina. Aufgeführt wurden Werker einiger Anonymi, des weiteren hörte man von Giovanni Animuccia (1520 – 1571), ein italienischer Kirchenkomponist. Der gebürtige Florentiner ging nach Rom, wo er eine Zeit Giovanni Pierluigi da Palestrina ( 1525 – 1594 ) als Kapellmeister ablöste. Nach dem Tode von Animuccia übernahm Palestrina wieder dieses Amt. Palestrina war Komponist in der Zeit des Konzils von Trient, das sich auch mit Fragen der Kirchenmusik befasste. Mit dem Agnus Die aus der Messe „Ut re mi fa sol la“ schloss der erste Teil des Konzertes.
III. „Weltliche und geistliche Musik aus dem Umfeld der Hugenotten“
Man hörte wieder Werke schon genannter Komponisten, eine weitere Begegnung gab es mit Paschal de L`Estocart (1539 – nach 1584)..Er war ein reformierter Kirchenkomponist, über dessen Leben wenig bekannt. Guillaume Costeley ( 1530 – 1606), auch er ein französischer Komponist der Renaissance, der wohl am katholischen Königshaus wirkte, war eher doch kein Hugenotte, aber eventuell ein Sympathisant.
Vorgetragen wurden all diese Werke vom Huelgas Ensemble, das aus 4 Frauen und 10 Männerstimmen besteht, fast ausschließlich a Cappella vorgetragen, die Stimmen mit der Bezeichnung „Cantus“ waren 3 Frauen, auch Altus gehörte einer Frau, die Männerstimmen wurden dann in Tenor und Bassus aufgeteilt.
Das Streichquartett zwei Violinen, eine Gambe und eine Violone hatten eine sehr ruhigen Abend, spielten aber wenn, dann sehr schön und klangvoll.
Die Leitung von Paul Van Nevel hatte das Ziel, diese Musik perfekt zu übermitteln. Der hochgeschätzte Musikwissenschaftler hat sich für die Renaissance und Mittelalter spezialisiert und man merkt seine Freude daran. Mit sparsamen Gesten und einer Stimmgabel als Dirigierstab leitet er einfühlsam das Ensemble, das eine homogene Einheit bildet und aus dem keiner groß hervorsticht, aber auch keiner abfällt.
Elena Habermann