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WIEN/ Staatsoper: RIGOLETTO – vierte und letzte Vorstellung der Serie

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RIGOLETTO – Wr. Staatsoper am 31.1.2016

(Heinrich Schramm-Schiessl)


Olga Peretyatko, Juan Diego Florez. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Nun ist also tatsächlich Monterones Fluch von dieser Produktion gewichen, denn auch die vierte und letzte Vorstellung ist in der vorgesehenen Besetzung und ohne irgend ein Problem über die Bühne gegangen. Da zudem die Sänger die Papierform bis auf ganz kleine Einwände realisiert haben, konnte man zufrieden das Haus verlassen.

Um gleich bei den Einwänden zu bleiben: Sie betreffen Juan Diego Florez als Herzog. Im Grunde genommen singt er dank seiner tollen Technik ohne Fehl und Tadel. Die Spitzentöne kommen bombensicher und auch sonst klingt alles wunderbar. Die große Arie im 2. Akt war direkt ein Lehrstück an Differenzierungskunst und die Legatobögen singt ihm heute wahrscheinlich kaum jemand nach. Allerdings, und das hat er mit den meisten – auch früheren großen – Kollegen dieser Art von Stimme gemeinsam, es fehlt die bei Verdi gerade ab dieser Schaffensperiode so wichtige zweite Dimension – das Gefühl, denn dazu hat die Stimme zu wenig Schmelz. Auch fehlt es ihm manchmal in den Ensembles etwas an Durschlagskraft. Aber, um das ganze gleich wieder zurechtzurücken, das ist Kritik auf sehr hohem Niveau.

Ihm zur Seite eine wunderbare Gilda in Person von Olga Peretyatko, heute die weltweit gefragteste Interpretin dieser Rolle. Die junge Russin verfügt über eine wunderbar weiche lyrische Stimme mit leichten Anklängen für das Zwischenfach, also gerade richtig für diese Rolle. Ihre schöne breite Mittellage erlaubt ihr eine wunderbare Gestaltung, sowohl der in diesem Werk so wichtigen Duette als auch der Ensembles. Sie vermag es sowohl wunderbar schwebende Piani zu singen, als auch in den dramatischen Passagen präsent zu sein.

Die große Überraschung des Abends war für mich Carlos Alvarez in der Titelrolle. Ich gebe gerne zu, dass ich ihm (wie auch Leo Nucci) früher eher reserviert gegenüber gestanden bin, aber angesichts der dzt. speziell bei Verdi herschenden Flaute in der „natürlichsten Stimmlage“, wie der Bariton oft auch bezeichnet wird, lernt man solche Sänger wieder schätzen. Die Stimme vefügt jetzt über ein sehr schönes, manchmal durchaus samtig klingendes Timbre, kann aber auch in den dramatischen Passagen entsprechend auftrumpfen. Darstellerisch versuchte er einen Mix aus herkömmlicher Interpretation und den krusen Anweisungen des Regiseurs.

Ain Anger war ein durchaus profunder Sparafucile und Nadia Krasteva eine ordentlich singende und sehr körperbetont agierende Maddalena. Sorin Coliban war ein durchaus überzeugend fluchender Monterone. Den übrigen Mitwirkenden und dem Herrenchor gebührt ein Pauschallob.

Mit zum Erfolg des Abends beigetragen hat auch der Dirigent Evelino Pido. Er dirigierte in guter alter italienischer Kapellmeistermanier und war den Sängern ein guter Begleiter. Er schien zu wissen, dass er sich auf das großartig spielende Orchester – manche Solopassagen einzelner Instrumente gelangen wunderbar – verlassen konnte. Einziger Einwand: Das Stretta-Finale des 2. Aktes begann er viel zu schnell, sodass am Schluß keine Steigerung mehr möglich war.

Am Schluss Riesenjubel für alle Beteiligten und es wurde wieder einmal der Beweis erbracht, dass die Wiener Oper immer noch zu den besten Opernhäusern der Welt gehört, auch wenn das manche in penetranter Beharrlichkeit immer wieder in Abrede stellen wollen.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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