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WIEN/ Staatsoper: RIGOLETTO

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WIEN/ Staatsoper- 31.1.2016 – „RIGOLETTO“


Nadia Krasteva. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

 Die Besetzung versprach einen hochklassigen Abend und so war auch der Stehplatz bis zum letzten Platz (über) füllt und leerte sich auch in den Pausen nicht merkbar. Juan Diego Florez ist auf dem Weg, sein Rossini-Repertoire zu verlassen. Nachdem er sich bereits vor acht Jahren in Dresden am Herzog versucht hatte, ließ er die Partie dann einige Jahre ruhen, um sich nun in Wien damit vorzustellen. Seine Stimme hat in der Zwischenzeit an Breite und Metall gewonnen, ohne ihre Beweglichkeit zu verlieren. Seine brillante Technik konnte er im gefürchteten E il sol dell’anima voll ausspielen, aber auch das Rezitativ Ella mi fu rapita bot ihm keinerlei Schwierigkeiten und wurde durch herrliche Phrasierung und Piani im Parmi veder le lagrime noch gesteigert. Die eingelegte Kadenz war zwar mehr Rossini als Verdi, aber höchst gekonnt. Als Maskenbildner dürfte bei ihm sein alter Kumpan Figaro gedient haben, der die „Fluch der Karibik“-Haarpracht zu einem schönen Zopf verarbeitete. Im Spiel war er äußerst locker und konnte das Bein Maddalenas auch rhythmisch korrekt küssen.

Der Rigoletto war Carlos Alvarez, der sich nach einer langen Auszeit wieder zurück in sein angestammtes Fach arbeitet, bewies, dass seine Stimme die alten Vorzüge behalten hat. Wenn er sich auch ziemlich an die Originalinszenierung hält, so ist doch sein Rigoletto mehr der liebende Vater, der verzweifelt versucht, seine Tochter zu schützen. Er verzichtet, wohl im Einvernehmen mit dem Dirigenten auf eingelegte Akuti, bewies damit aber, dass diese zum Erreichen einer dramatischen Wirkung nicht unbedingt notwendig sind. Das Gegenteil zeigte Olga Peretyatko. Die junge Russin wird von ihrer Plattenfirma bereits als Superstar vermarktet und hat sich angeblich mit dem Dirigenten beim Finale der Stretta darauf geeinigt, dass sie ihr hohes Es bereits zwei Takte früher ansetzt. Aber wenn man auf diese Effekte setzt, dann muss das auch „Peng“ machen und nicht nur demonstrieren, dass man diesen Ton auch erreichen kann. Da endet eine solche Aktion in einem sinnlosen Stimm-Exhibitionismus ohne Sinn. Im übrigen weist die Stimme bereits ein heftiges Vibrato auf und die Intonation ist mehr als einmal äußerst unsauber. Sorin Coliban hat sich von seiner Indisposition bei der letzten Vorstellung erholt und flucht als Monterone mit machtvollem Bass. Ain Anger ist nicht unbedingt als Basso cantante bekannt, aber an diesem Abend scheint sich eine Verkühlung anzukündigen. War das zweite Bild bereits sehr rau, so sprach die Stimme im letzten Bild kaum noch an. Seine Schwester war dafür bei Nadia Krasteva in der richtigen Gurgel. Die Partie ist zwar nicht lange, aber sowohl im Quartett, als auch im folgenden Terzett eine ganz wichtige Stimme. Dass die Sängerin dazu auch optisch ihre Verführungskünste glaubhaft machen kann, ist nicht von Nachteil.

Evelino Pidò ist ein Vertreter der puristischen Partiturauslegung, aber (im Fall der Sopranistin leider) auch zu Konzessionen bereit. Seine Tempi sind eher auf der schnellen Seite, ohne aber die Sänger in Bedrängnis zu bringen. (Der erste Einsatz im Preludio hat schon lange nicht mehr richtig geklappt.) Der vom Regisseur vernachlässigte Chor entledigt sich seiner Sache ordentlich.

Wolfgang Habermann

 

 

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